Wo kann man in Norwegen Rentiere sehen?
Tipps zur Rentierbeobachtung im hohen Norden
Bei Rentieren kommt den meisten von uns wahrscheinlich der englische, doch mittlerweile auch bei uns verbreitete Weihnachtssong „Rudolph the red nosed reindeer“ in den (Hör-)Sinn. Doch wo leben Rentiere eigentlich? Und was macht sie so besonders? Rentiere oder Rangifer tarandus, wie sie wissenschaftlich genannt werden, sind vor allem in der Tundra und in den subarktischen Regionen Nordnorwegens beheimatet. Diese Tiere haben sich hervorragend an das raue Klima angepasst. Ihr dichtes Fell schützt sie vor den extremen Temperaturen und ihre breiten Hufe helfen ihnen, sich auf schneebedecktem und nassem Untergrund fortzubewegen. Rentiere sind eng mit der Kultur der Samen verbunden, die Ureinwohner, die seit Jahrhunderten im Norden Skandinaviens leben. Für die Samen sind Rentiere mehr als nur Tiere. Sie sind ein zentraler Bestandteil ihrer Kultur, Wirtschaft und Spiritualität. Die Sami betreiben bis heute traditionelle Rentierzucht, die für ihr Überleben in den abgelegenen, unwirtlichen Gebieten unerlässlich ist. Die Anwesenheit und das Wohlergehen der Rentiere haben auch einen großen Einfluss auf die Ökosysteme in Norwegen. Als Weidetiere tragen sie zur Landschaftsgestaltung bei und beeinflussen die Artenvielfalt ihrer Lebensräume. Sie möchten diese faszinierenden Tiere hautnah erleben? In unserem Blogbeitrag stellen wir Ihnen die besten Möglichkeiten vor, Rentiere in der norwegischen Wildnis zu beobachten.
Was macht Rentiere so besonders?
Rentiere gehören zur Familie der Hirsche und sind die einzige Hirschart, bei der sowohl Männchen als auch Weibchen ein Geweih tragen. Dieses Geweih wird jedes Jahr abgeworfen und neu gebildet, wobei die Männchen ihr Geweih nach der Paarungszeit im Herbst und die Weibchen im Frühjahr abwerfen. Die Größe der Rentiere variiert je nach Geschlecht und Region, typischerweise erreichen sie eine Schulterhöhe von 85 bis 150 Zentimetern und wiegen zwischen 60 und 300 Kilogramm. Im Winter ziehen sich die Rentiere in die Wälder zurück, um Schutz vor den härtesten Witterungsbedingungen zu suchen, während sie im Sommer weite, offene Tundragebiete bevorzugen, wo sie Zugang zu reichhaltigen Nahrungsquellen wie Flechten, Kräutern und Gräsern haben. Die Fähigkeit, Flechten, die viele andere Tiere nicht verwerten können, zu verdauen, verschafft den Rentieren in den nahrungsarmen arktischen Gebieten einen einzigartigen Vorteil. Auch das Verhalten der Rentiere ist bemerkenswert. Sie sind für ihre langen Wanderungen bekannt, die zu den größten Tierwanderungen der Welt zählen.
Wo gibt es die meisten Rentiere in Norwegen?
Heute gibt es in Norwegen schätzungsweise 25.000 wilde und über 200.000 domestizierte Rentiere. Die größte Konzentration von Nutztieren findet sich in der Finnmark in Nordnorwegen, wo die Samen seit Jahrhunderten ihre Herden vom Landesinneren an die Küste treiben. In den weiten, unberührten Landschaften dieser Region leben auch große Herden wilder Rentiere, die sich frei in der arktischen Tundra und den kargen Berglandschaften bewegen. Finnmark zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche und beeindruckende Landschaft aus, die von tiefen Fjorden bis zu hohen Gebirgszügen reicht. Diese geographische Vielfalt spielt eine entscheidende Rolle im Leben der Rentierpopulationen. Die zerklüfteten Küsten und die angrenzenden Gebiete bieten den Tieren in den harten Wintermonaten Schutz und Zuflucht. Die Täler zwischen den Bergen, oft reich an Moosen und Flechten, sind für die Rentiere überlebenswichtige Nahrungsquellen. Besonders hervorzuheben sind die Gebiete um die Varanger-Halbinsel und die Hochebene Finnmarksvidda, wo die Tiere in den Sommermonaten auf Nahrungssuche gehen. Die Umgebung von Karasjok und Kautokeino, Zentren der samischen Kultur, ist bekannt für ihre domestizierten Rentierherden. Die beste Zeit, um Rentiere in der Finnmark zu beobachten, ist zwischen dem späten Frühjahr und dem Frühsommer, wenn die Rentiere aus den schützenden Wäldern in die offene Tundra ziehen. In diesen Monaten, vor allem von Mai bis Juli, sind die Chancen am größten, Rentiere zu sehen, da die Tiere aktiver sind und sich zum Grasen und zur Aufzucht ihrer Jungen auf den offenen Flächen versammeln. Auch im Herbst, bevor sich die Tiere für die lange Winterwanderung zurückziehen, kann man Rentiere in Bewegung beobachten, vor allem während der Brunftzeit, wenn die Dynamik innerhalb der Herden besonders eindrucksvoll ist.
Tipps für Ihre Rentierbeobachtung in Norwegen
Um Rentiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können, ist es wichtig, sich verantwortungsvoll zu verhalten, um die Tiere und ihre Umgebung zu schützen. Rentiere können durch die Anwesenheit von Menschen gestresst werden, was sich auf ihr Fress- und Ruheverhalten auswirken kann. Experten empfehlen einen Abstand von mindestens 100 Metern, um die Tiere nicht zu stören. Besucher sollten sich außerdem ruhig und bedächtig bewegen und laute Geräusche vermeiden, die die Rentiere erschrecken könnten. Denken Sie daran, das Sie sich im empfindlichen Lebensraum der Tiere aufhalten. Bleiben Sie auf den markierten Wegen. Zudem ist es sehr wichtig, die Rentiere nicht zu füttern. Auch wenn es verlockend sein mag, kann es die natürlichen Nahrungsgewohnheiten der Tiere stören und sie anfälliger für Krankheiten machen. Nehmen Sie auch beim Fotografieren Rücksicht und stören die Tiere nicht durch Blitzlicht oder Drohnenlärm. Wir empfehlen, Rentiere im Rahmen von geführten Touren mit erfahrenen Guides zu erleben. Diese kennen die besten Plätze und Zeiten für die Beobachtung und können wertvolles Wissen über die Rentiere und ihre Lebensweise vermitteln. Wichtig ist auch, dass Sie sich dem Klima entsprechend kleiden und auf plötzliche Wetterveränderungen vorbereitet sind. Besonders in den nördlichen Regionen Norwegens, kann das Wetter schnell umschlagen. Planen Sie Ihre Rentierbeobachtung am besten für die Zeit der Wanderungen im Frühjahr und Herbst, wenn die Rentiere in großen Herden unterwegs sind und die Chancen auf eine Sichtung höher sind.
Kommentar schreiben
Kommentare
Keine Kommentare