Reisen mit Sinnen
27.12.2023

Warum gehören die Färöer-Inseln zu Dänemark?

Über die Beziehung zwischen den Färöer-Inseln und Dänemark

Diese Frage führt uns in die Tiefen der nordischen Geschichte, durch verwobene Pfade politischer Entwicklungen und kultureller Identitäten. Die Färöer-Inseln, ein Archipel im Nordatlantik, das für seine raue Schönheit und einzigartige Landschaft bekannt ist, haben eine besondere Beziehung zu Dänemark. Diese Beziehung ist nicht nur ein Relikt historischer Ereignisse, sondern auch ein lebendiges Beispiel dafür, wie geopolitische Verbindungen über Jahrhunderte hinweg bestehen und sich weiterentwickeln können. Wie aber legten die frühe Siedlungsgeschichte und die Wikingerzeit den Grundstein für die spätere Verbindung der Färöer mit Dänemark?  Und wie gestaltet sich das heutige Verhältnis zwischen den Färöer-Inseln und Dänemark? Welche Rolle spielen Unabhängigkeitsbestrebungen und wie beeinflussen sie die Beziehung zwischen den Inseln und dem Festland? Lauter spannende Fragen, die wir in unserem Blogartikel für Sie beleuchten.

Ein Schaf blickt in die Kamera
Auf den Färöer-Inseln gibt es mehr Schafe als Menschen

Eine Reise in die Wikingerzeit

Die historische Verbindung zwischen den Färöer-Inseln und Dänemark reicht weit in die Vergangenheit zurück. Ursprünglich von irischen Mönchen im 6. Jahrhundert besiedelt, erlebten die Inseln im 9. und 10. Jahrhundert eine bedeutende Wende durch die Ankunft der Wikinger. Die nordischen Seefahrer und Siedler brachten nicht nur ihre Kultur und Lebensweise auf die Färöer, sondern knüpften auch erste Verbindungen zu den Königreichen Norwegens und Dänemarks. Im 14. Jahrhundert, als Norwegen und Dänemark eine Personalunion eingingen, wurden die Färöer zu einem festen Bestandteil des nordischen Reiches. Diese historische Epoche war geprägt von einem regen Austausch und einer zunehmenden Integration der Inseln in den skandinavischen Raum. Die Färöer bewahrten sich jedoch stets ein gewisses Maß an lokaler Autonomie, wodurch ihre kulturelle und soziale Struktur erhalten blieb. Als sich Norwegen und Dänemark im 19. Jahrhundert trennten, blieben die Färöer unter dänischer Herrschaft, was den Grundstein für die modernen Beziehungen zwischen den Inseln und Dänemark legte. Diese historischen Wurzeln sind entscheidend, um die heutige politische und kulturelle Landschaft der Färöer im Kontext ihrer Zugehörigkeit zu Dänemark zu verstehen.

Ein 30 Meter hoher Wasserfall stürzt von einer Insel in den Atlantik
Der Bøsdalafossur-Wasserfall

Die politische Entwicklung auf den Färöer-Inseln

1816 wurde das historische färingische Parlament, das Løgting, offiziell abgeschafft und durch ein dänisches Parlament ersetzt. Dänisch wurde als Amtssprache eingeführt, was die Färinger entmutigte. 1849 trat in Dänemark eine neue Verfassung in Kraft. Diese neue Verfassung wurde 1850 auf den Färöer- Inseln verkündet und die Färöer erhielten 2 Sitze im dänischen Parlament. Im Jahr 1852 gelang es den Färingern jedoch, das Løgting, einen Bezirksrat mit beratender Funktion, wieder einzuführen. Viele Menschen hofften nun auf die Unabhängigkeit. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts fand die Unabhängigkeitsbewegung immer mehr Unterstützung, auch wenn sich nicht alle an ihr beteiligten. In der Zwischenzeit wuchs die färingische Wirtschaft mit der Einführung der industriellen Fischerei. Die Färöer erhielten Zugang zu den großen dänischen Gewässern im Nordatlantik. Der Lebensstandard verbesserte sich und die Bevölkerung wuchs. Die Färöer bekamen eine standardisierte Schriftsprache im Jahr 1890. 1948 wurde ein wichtiger Meilenstein in der Unabhängigkeitsbewegung erreicht, als das Heimastýrislóg, das Autonomiegesetz, den Färingern weitgehende Selbstverwaltung gewährte. Dieses Gesetz war das Ergebnis langjähriger Bestrebungen der Färinger nach mehr Selbstbestimmung und spiegelte den Wunsch der Inselbewohner wider, ihre innenpolitischen Angelegenheiten selbst zu regeln, gleichzeitig aber Teil des dänischen Staatsgefüges zu bleiben. Das Heimastýrislóg legte den Grundstein für die heutige autonome Struktur der Färöer, indem es den Färingern erlaubte, ihre eigene Regierung zu bilden und Gesetze in einer Vielzahl von Bereichen zu erlassen, von Bildung und Gesundheit bis hin zu Fischerei und Umwelt. Die Verantwortung für die Außen-, Verteidigungs- und Währungspolitik verblieb bei Dänemark.

Tórshavn, die Hauptstadt der Färöer-Inseln, bei Sonnenuntergang
Tórshavn, die Hauptstadt der Färöer-Inseln

Die moderne Beziehung zwischen den Färöer-Inseln und Dänemark

Die Beziehungen zwischen den Färöern und Dänemark stellen sich bis heute als ein ausgewogenes Zusammenspiel von Autonomie und Zugehörigkeit dar. Sie könnte als Modell für andere Regionen mit ähnlichen Bestrebungen dienen. Nach dem Vertrag von Fámjin aus dem Jahr 2005 bilden die Färinger, wie auch die Grönländer, eine gleichberechtigte Nation innerhalb des Königreichs Dänemark. Diese Konstellation ermöglicht es den Bewohnern der Färöer, ihre einzigartige kulturelle und sprachliche Identität zu bewahren und gleichzeitig von der Sicherheit und den wirtschaftlichen Vorteilen der Zugehörigkeit zu einem größeren europäischen Staat zu profitieren. Wirtschaftlich sind die Färöer weitgehend autark, wobei der Schwerpunkt auf der Fischerei und zunehmend auch auf dem Tourismus liegt. In der aktuellen Diskussion auf den Färöer- Inseln stehen Fragen der weiteren Entwicklung der Autonomie und der Beziehung zu Dänemark im Vordergrund. Trotz des hohen Grades an Selbstverwaltung, den das Heimastýrislóg den Färöern gewährt, gibt es in Teilen der Bevölkerung und der Politik immer wieder Bestrebungen, die Unabhängigkeit von Dänemark zu erreichen. Diese Debatten werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter wirtschaftliche Erwägungen, insbesondere die starke Abhängigkeit der Inselwirtschaft von der Fischerei, und das Streben nach einer stärkeren kulturellen Identität. Gleichzeitig müssen die Färöer, wie viele andere Regionen der Welt, Antworten auf globale Herausforderungen wie Klimawandel und nachhaltige Entwicklung finden. Die Zukunft der Beziehungen zwischen den Färöern und Dänemark wird wahrscheinlich von der Fähigkeit beider Seiten abhängen, auf diese Herausforderungen mit Flexibilität, gegenseitigem Respekt und innovativen Lösungen zu reagieren.

Fazit

Die Färöer sind historisch und kulturell mit Dänemark verbunden und genießen weitgehende Autonomie. Ihre Ursprünge reichen bis in die Wikingerzeit zurück, gefolgt von politischen Entwicklungen, die ihre Zugehörigkeit zum dänischen Königreich prägten. Heute regeln sie viele innere Angelegenheiten selbst, sind aber in der Außen-, Verteidigungs- und Währungspolitik an Dänemark gebunden. Die Zukunft dieser Beziehung hängt von den Antworten auf die globalen Herausforderungen und dem Streben nach einer stärkeren Identität ab.

Haben Sie Lust, die Färöer-Inseln selbst zu erkunden?



Kommentar schreiben

* Diese Felder sind erforderlich

Kommentare

Keine Kommentare

Tags

Kontakt

+49 (0)231 589792-0 info@reisenmitsinnen.de