Nachhaltiger Tourismus auf den Philippinen
Unser Einsatz für die indigene Bevölkerung
Seit Jahren wird der Tourismus auf den Philippinen zu einem immer wichtigeren Wirtschaftszweig. Wir finden, davon sollte vor allem die Bevölkerung profitieren – und hier setzt unser Projekt "Nachhaltiger Tourismus in Bezug auf ethnische Gruppen" an.
Unser Gemeinschaftsprojekt für soziale Nachhaltigkeit auf den Philippinen
Die Philippinen sind ein faszinierendes und vielseitiges Reiseziel. Zunehmend wird der Tourismus hier zu einem wirtschaftlich wichtigen Faktor. Allerdings bleibt der armen Bevölkerung des Landes die Beteiligung am Gewinn weitestgehend verwehrt. Auch REISEN MIT SINNEN (RMS) bietet seit einigen Jahren Touren auf den inselreiche Archipel im Pazifik an und hat es sich mit dem in Zusammenarbeit mit der lokalen Agentur Travel Authentic Philippines 2017 initiierten und im Rahmen des develoPPP.de-Programms des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geförderten Projekt "Nachhaltiger Tourismus in Hinblick auf ethnische Gruppen" zur Aufgabe gemacht, die indigene Entwicklung durch den Tourismus zu unterstützen. Ziel ist es, ländlichen, marginalisierten Gemeinschaften, die besondere kulturelle Traditionen und eine enge Verbindung zu ihrer Umwelt haben, wirtschaftliche, soziale, psychologische und politische Kompetenzen im Bereich Tourismus zu vermitteln.
Wie ist die Ausgangslage?
Obwohl Präsident Duterte hauptsächlich von der armen Mehrheit des Landes gewählt wurde, ist die Situation für den armen Teil der Gesellschaft (fast 40%) bisher unverändert geblieben. Der philippinische Entwicklungsplan 2017–2022, der sich der Armutsbekämpfung durch den Aufbau von Wohlstand auf den Philippinen widmet, sieht auch die Schaffung von Arbeitsplätzen durch den Tourismus vor. Allerdings wird vor allem eine Tourismusentwicklung in Richtung Massentourismus betrieben – im Stile von Boracay (dem „Mallorca der Philippinen“), einem der wirtschaftlich erfolgreichsten Reiseziele des Landes. Umwelt- und Sozialstandards wie z.B. die Nachhaltigkeitskriterien der IFC werden dabei weitgehend ignoriert. Diese Strategie hat zwar ausländische Investoren für den Massentourismus angezogen (was zusätzlich zu Umweltzerstörung und Zerstörung führt), ignoriert dabei aber den Schutz der verletzlichen Natur- und Kulturschätze. Internationale Investoren erzielen den größten Teil des Gewinns, der Nutzen für die lokale Gemeinschaft bleibt gering. Die komplette 6-monatige „Schließung“ der Insel Boracay für Touristen im Sommer 2018 zeigt, wie sehr diese Art des Tourismus teilweise ausartet. Immerhin hat das philippinische Department of Tourism (DoT) nun begonnen, Umweltgesetze für touristische Regionen zu erlassen und einen nachhaltigen und/oder gemeindebasierten Tourismus zu fördern, doch marginalisierte indigene Gemeinschaften blieben weiterhin unbeachtet.
In diesem Zusammenhang haben REISEN MIT SINNEN und die lokale Agentur Travel Authentic Philippines (TAP) im November 2017 das Projekt "Nachhaltiger Tourismus in Hinblick auf ethnische Gruppen auf den Philippinen" ins Leben gerufen. Wir sind der Meinung, dass die Mitglieder solcher Gemeinschaften selbst ein hohes Maß an Kontrolle über die stattfindenden Aktivitäten haben sollten. TAP folgt dem Ansatz des Community Based Tourism (CBT), sieht aber einen großen Verbesserungsbedarf für ethnische Gruppen im Land. Diese sollen die kulturelle Vielfalt des Landes als gleichberechtigte Teilnehmer innerhalb der Wertschöpfungskette und nicht als Fremde in ihrer eigenen Region repräsentieren. Wir freuen uns sehr, dass unser Projekt im Rahmen des Programmes develoPPP.de des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von der DEG (Deutsche Entwicklungsgesellschaft) gefördert wird.
Mit dem Ziel, eine grundlegende touristische Infrastruktur in kleinem Stil aufzubauen, wurden drei passende Gemeinden ausgewählt, die sich sehr engagiert gegenüber den Projektzielen zeigten und bei denen wir der Meinung sind, dass ihre Umgebung interessant für Gäste ist. Mit Hilfe von Workshops konnten primäre Entwicklungsziele und Verbesserungsmöglichkeiten für die grundlegende touristische Infrastruktur identifiziert werden, die zum Erhalt der bestehenden Traditionen, des kulturellen Erbes und von Land und der Umwelt selbst beitragen werden. Dabei sollen Synergien zwischen lokalen und touristischen Aktivitäten erzeugt und genutzt werden, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Konkretes Ziel ist es, dass in den drei Gemeinden 150–200 direkte Begünstigte durch Ausbildung/Qualifizierung und rund 3.600 (basierend auf 660 Kernfamilien mit 5–6 Haushaltsvorständen) indirekte Begünstigte innerhalb der ersten zwei Jahre profitieren werden. Externe Dienstleister wie Transport- und Gastronomieunternehmen sind eine dritte Gruppe.
Dies sind die drei Gemeinden, die am Projekt beteiligt sind:
1. Die traditionellen Heiler auf der Insel Siquijor, die trotz der wissenschaftlichen Entdeckung der modernen Medizin weiterhin das praktizieren, was ihre Vorfahren ihnen beigebracht haben, und somit bis heute bei der Bekämpfung von Krankheiten geholfen haben. Zwei Heiler-Hütten wurden fertiggestellt, die offen für all diejenigen sind, die an die traditionellen Heilpraktiken glauben, sei es Einheimische oder Touristen. Die Insel Siquijor hat kilometerlange Sandstrände und ein abwechslungsreiches Inland mit urwaldbewachsenen Bergen und vielen Dörfern. Sie ist bereits touristisches Reiseziel und wir besuchen die Insel – und inzwischen auch die Heiler – z.B. bei unserer Kleingruppenreise "Inselhüpfen auf den Visayas"
2. Ein Tuwali-Clan in Kiangan, Ifugao in der Region der UNESCO-geschützten Reisterrassen in der Bergwelt von Nord-Luzon hat den Bau einer traditionellen Ifugao-Hütte fast abgeschlossen. Seit dem Einzug moderner Technologien ziehen es die meisten Igorots (Ureinwohner der Region) vor, ihre Häuser aus Beton und mit Aluminiumdächern zu bauen. Zunehmend gehören traditionelle Häuser der Vergangenheit an und finden sich nur noch in Museen wieder, um Besuchern zu zeigen, wie es in früheren Zeiten aussah. Der Clan baute die einheimische Hütte mit den eigenen Händen und nutzte nur das, was in der Gegend reichlich vorhanden ist – Holz und Gras. Die Hütte bietet Platz für maximal 2 Personen. Sie wird mit einer Toilette und Bad sowie einem Essbereich ausgestattet sein, in dem sich Gäste entspannen und die Schönheit der igorotischen Traditionen genießen können. Diese Hütte wird eine sehr schöne Möglichkeit für Individualreisende bieten, von einem absolut authentischen Dorf mit freundlichen Gastgebern aus die faszinierende Natur der Berge und Reiseterrassenlandschaft der Region zu erkunden.
3. Die Fischer des Tagbanua-Stammes auf Busuanga, der größten Insel der kalamitischen Inselgruppe nördlich von Palawan, werden einen einzigartigen Aufenthalt auf der sogenannten Schwarzen Insel anbieten. Die Insel ist eine der 14 Inseln, die dem Clan als Teil seines angestammten Gebietes gehören. Das entstehende Ferienhaus, das maximal drei Personen beherbergen kann, ist bereits zu 70% fertiggestellt. Die Stammesmitglieder werden neben der traditionellen Fischerei die verschiedenen touristischen Dienstleistungen wie Führungen, Essenszubereitung, Vorbereitung und Pflege der Unterkunft lernen sowie Gemeinschaftsaktivitäten mit den Dorfbewohnern anbieten. Die Gäste nehmen am Gemeindeleben teil und erhalten so einen tiefen Einblick in das Leben der Menschen in dieser wirklich außergewöhnlich schönen Inselwelt.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projektes ist die Ausbildung und der Aufbau von Kapazitäten für die lokalen Partner. Wir sind der Ansicht, dass Ausbildung und Qualifizierung Hand in Hand mit dem Bau der grundlegenden touristischen Infrastruktur gehen müssen. Bereits 167 Personen – lokale Partner, Heiler, Fischer und viele weitere Mitglieder der Gemeinden sowie lokale Regierungsbeamte, die als Mitorganisatoren fungierten – konnten an verschiedenen Trainingsmaßnahmen teilnehmen, die in Zusammenarbeit zwischen den Projekt-Organisationen und den lokalen Begünstigten als wichtig erkannt wurden. Grundlegende lebenserhaltende Schulungen wie Erste-Hilfe-Kurse wurden für die traditionellen Heiler und Gemeindemitglieder auf Siquijor und für den Tagbanua-Clan in Busuanga durchgeführt. Ziel ist es, den Teilnehmern Grundkenntnisse im Umgang mit Notfällen zu vermitteln. Von diesem Training profitieren nicht nur Touristen, sondern auch die Einheimischen selbst. Weitere Schulungen in Finanzmanagement und Alphabetisierung, Stärkung der genossenschaftlichen Institute, kooperatives Bauen sowie Hygiene und Sanitärversorgung wurden bereits für die Gemeinden durchgeführt, die es von sich aus als wichtig erachten, sich nachhaltig weiterzubilden. Da dieses Projekt auch die Bewahrung der Traditionen zum Ziel hat, wurden auf Siquijor Schulungen zu historischen Hintergründen der traditionellen Heilkunst durchgeführt. So wird die Einzigartigkeit der Identität dieser Insel weiter gefördert. Trainings wie Community Preparedness, Zubereitung hygienisch einwandfreier und leckerer Gerichte und tour guiding sind in Vorbereitung und werden in den nächsten Wochen durchgeführt.
Wir freuen uns darauf, schon bald erste Gäste in einem unserer Projektdörfer empfangen zu können. Gerne planen wir so einen Besuch in Ihre individuelle Philippinenreise mit ein! Fragen Sie einfach an.
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