Reisen mit Sinnen
10.01.2024

Reisebericht zu Madagaskar 2023

Kein Massentourismus, kaum Handynetz und genügsames Leben

Unser Reisegast Irene Braun besuchte im September 2023 mit uns die exotische Insel Madagaskar. In ihrem Bericht erzählt sie über ihre Eindrücke und Erlebnisse. 

Lemuren ohne Scheu vor dem Menschen

Als französische Kolonie (bis 1960) prägen noch immer viele Bauelemente manche Stadtbilder in Madagaskar, so auch z.B. die seit ca. 30 Jahren nicht mehr genutzten Eisenbahnschienen. Die 4.-größte Insel der Welt wurde im 7. Jh. n. Chr. von Menschen aus Ostasien (Borneo) und dann im 9./10. Jh. von Afrika aus dauerhaft besiedelt. Zwischen den nördlichen Hochländern (vorwiegend afrikanische Bantu) und dem Süden waren die ethnischen Unterschiede an Hautfarbe (dunkler im Norden) und Charakteren (aggressiver im Süden) beobachtbar. Es entwickelte sich im 11. Jh. eine einheitliche Sprache, die die an indonesische Dialekte erinnert, die 2. Amtssprache ist Französisch. Es gibt unterschiedliche Religionen, wie z.B. den Islam, die christlichen dominieren aber. Ansonsten mutet das Land recht afrikanisch an, liegt es schließlich nur ca. 400 km östlich vom afrikanischen Kontinent, durch den Golf von Mocambique getrennt, im Indischen Ozean.

Zur Infrastruktur gibt es wenig zu berichten, denn es gibt so gut wie keine! Straßen bestehen nur aus Riesenlöchern, Strom + fließendes Wasser findet man nur in den wenigen Städten – wenn gerade kein Ausfall besteht -, Treibstoffe müssen per LKW transportiert werden, die Industrieanlagen sind in vielen Regionen praktisch nur Handwerksbetriebe, Handynetze sind – wenn überhaupt – nur in größeren Städten und entlang der wenigen Hauptverkehrswege vorhanden, auf medizinische Versorgung kann man sich auf dem Land nicht verlassen. Verkehrsschilder, Ampeln usw. wird man vergeblich suchen, in den Städten regeln Polizisten mit einem Pfeiflein das hohe Aufkommen von KFZs, Radfahrern und Fußgängern.

Verkausstand mit Kleidung am Strand von Madagaskar
Ein Verkaufsstand am Strand von Ifaty

Bei unserer Reise quer über Land konnten wir hautnah erleben, wie ärmlich die Menschen leben müssen: einfache Holzhütten mit einem Staket-Zaun darum, Wäschewaschen in den Flüssen, lange Fußmärsche zur Lebensmittelversorgung, mühsame Handarbeit mit dem Einsatz von Zebus (=Buckelrind) auf den Reisfeldern. Mittels Holzkohle wird der Energiebedarf (z.B. zum Kochen) so recht und schlecht gedeckt, was inzwischen eine Abholzung der Regenwälder von bis zu 40% zur Folge hat. Dort wo etwas Betuchtere Steinhäuser errichten können, brennen sie das nötige Material aus dem roten tropischen Laterit-Boden vor Ort. Zwar gibt es inzwischen zahlreiche (auch europäische) Projekte mit den Zielen: Verbesserung von Infrastruktur, Bildung (60% der Bevölkerung sind Analphabeten) und Erhaltung der Umwelt (Aufforstungen, Bildung von Schutz-Reservaten), doch es herrscht auch innerpolitische Korruption vor und ausländische (bes. ostasiatische) Ausbeutung (z.B. der Gold- und Edelsteinvorkommen).

Massentourismus ist weder vorhanden, noch erwünscht. So konnten wir nur mittels ortsansässiger Guides die einzigartige Natur- und Tierwelt erkunden. Da insbesondere die unterschiedlichen Lemuren-, Echsen- und Insektenarten auf Madagaskar nicht bejagt werden (dürfen), zeigen besagte Lebewesen weder Angst noch Scheu vor den Menschen.  So manche mühsame Wanderung (tropisches Klima, unbefestigte Wege) belohnte uns damit, dass wir die Tiere direkt in ihren Lebensräumen hautnah beobachten konnten. Beeindruckt hat uns das mehrere kilometerweit hörbare Geschrei der Lemuren in den Regenwäldern, mit dem die Sippen benachbarte Gruppen aus ihren Revieren fern halten wollen.

Lemuren
Ein Indri

Unsere Unterkünfte muteten luxuriös an, verglichen mit den Wohnstätten der Einheimischen; die Lodges waren zwar meist auch aus Holz gebaut und mit speziellen Palmenblättern gedeckt (die durchaus tropischen Regenfällen trotzen), aber ästhetisch eingerichtet mit modernen Nasszellen und Mobiliar häufig in afrikanischem Flair. In den wunderschön angelegten und weitläufigen Gärten blühten viele heimische Pflanzen, die bei uns nur als teure Topfpflanzen (z.B. Orchideen) in Blumenläden zu erwerben sind. Das überaus freundliche Personal verwöhnte uns mit einzigartigem Service und landestypischen Gerichten aus der madegassischen Küche. Am häufigsten wird gekochtes Zebu-Fleisch, Chicken (= Hühnchen) und selten Schwein gereicht, dazu natürlich Reis (Hauptnahrungsmittel, -anbaupflanze) und immer viel Gemüse (z.B. auch Maniok), eine scharfe Würzpaste durfte nie fehlen.

Auch wenn der Flug (Frankfurt – Addis Abeba – Antana Nariva = Hauptstadt Madagaskars) mit über 8500 km eine 2-tägige An- und Rückreise bedeuten, haben wir auf Madagaskar ein - trotz seiner Armut - stolzes Volk kennenlernen dürfen mit seinem wachsenden Bemühen, das Land, das genügsame Leben, die natürlichen Ressourcen und die biologische Vielfalt zu erhalten. Diese Eindrücke wollten wir auch den hiesigen Gästen vermitteln und v. a., dass es für uns ALLE wichtig ist, unseren Planeten in allen seinen Facetten zu bewahren.

Haben Sie ebenfalls Interesse an einer Reise fernab ausgetrampelter Pfade?
Hier erfahren Sie mehr über unsere Madagaskar-Reisen:
 


Bei Fragen helfen wir Ihnen gerne weiter – melden Sie sich einfach direkt bei unseren Reise-Experten, telefonisch oder per E-Mail.

 



Kommentar schreiben

* Diese Felder sind erforderlich

Kommentare

Keine Kommentare

Tags

Kontakt

+49 (0)231 589792-0 info@reisenmitsinnen.de