Reisebericht: Individuell wandern auf den Kapverden
Von Detlev und Ulrike, November 2024
Ja, unsere Kapverdenreise war schon etwas Besonderes, wir denken noch fast jeden Tag daran. Wir haben so viel Neues gesehen, beeindruckende Landschaften, faszinierende Menschen. Jede der drei Inseln, die wir besucht haben, São Vicente, Santo Antão und Santiago, ist anders.
Nach unserer Landung auf São Vicente verbrachten wir die beiden ersten Nächte im Boutique-Hotel Casamarel in Mindelo, ein toller Start in den Urlaub! Ein kleines Hotel zum Wohlfühlen, Laura eine herzliche Gastgeberin mit wertvollen Tipps. Wir hatten ein Zimmer mit großer Terrasse und Blick über die Stadt bis zum Hafen und die dahinter liegende Bergkette. Schöner kann man fast nicht wohnen. Noch am selben Tag unserer Ankunft erhielten wir von unserem Guide Fred eine eindrucksvolle Stadtführung in Mindelo. Man spürte sein Engagement und die Liebe zu „seiner“ Insel. Am beeindruckendsten für uns: die Markthallen – so bunt und lebendig, die Menschen so freundlich. Der Besuch in der Gitarrenwerkstatt mit kleinem Konzert nur für uns wird uns ebenfalls in Erinnerung bleiben. Der Morna-Gesang war bewegend! Den Folgetag haben wir genutzt, um nochmals durch die Straßen von Mindelo zu schlendern. Nachmittags entschieden wir uns, am und im sehr gepflegten Hotel-Pool die Seele baumeln zu lassen.

Am nächsten Morgen Abholung um 6:20 Uhr. Um 7:00 Uhr startete die Fähre auf die Wanderinsel Santo Antão, für uns die schönste der drei besuchten Inseln. Am Hafen in Porto Novo wurden wir von unserem Guide Nicolin und Fahrer abgeholt. Dann ging es zunächst einmal von Süd-Ost nach Nord-West mit dem Auto quer über die Insel, bis auf eine Höhe von über 1.300 Metern. Hier blies ein kräftiger, kalter Wind. Nebel und Wolken zogen von unten nach oben. Gut, dass wir unsere Softshelljacken dabei hatten, die wir tatsächlich nur an diesem Tag benötigt haben ... Die Landschaft ist ein Traum! Schmale Bergrücken, dazwischen grüne Täler. Super die Idee unseres Guides, die kaum befahrene und gepflasterte alte Passstraße am Delgadim ein Stück zu Fuß zu erkunden. So hatten wir Gelegenheit, zahlreiche Einblicke zu nehmen, tief hinunter, nach links und nach rechts. Bevor wir zu unserer ersten Unterkunft auf Santo Antão ins wunderschöne Mamiwata Eco Village gebracht wurden, stand noch eine Wanderung auf dem Programm, die Runde von Coculi, mit Mittagessen in einem sehr kleinen familiären Restaurant auf dem Dorf. Hier kam alles auf den Tisch, was auf der Insel wächst: Brotfrucht, Süßkartoffeln, Maniok, Kongobeans, Kohl, Kürbis ... Und alles war sooooo lecker!


Ein großes Lob gebührt unserem Guide Nicolin. Er sprach sehr gut Englisch, hat uns viel erklärt, vor allem zu den Bäumen und Pflanzen, die uns unterwegs begegneten. Es kam sogar eine Unterhaltung mit Arbeitern zustande, die gerade dabei waren, eine Steinmauer in reiner Handarbeit zu setzen, ohne Schatten und bei der Hitze. Nick hat gedolmetscht (Kriolu/Englisch), und wir konnten Fragen stellen, die uns bewegten, z.B. nach ihrer täglichen Arbeitszeit (8 bis 10 Stunden, 6 Tage/Woche), dem Lohn (umgerechnet 12 €/Tag), wie sie denn versichert seien (nämlich gar nicht), ihrem Urlaub, usw. Das anfängliche Gefühl, indiskret zu sein, verflog rasch. Alle drei schienen erfreut darüber, dass sich jemand für ihre Arbeit interessierte. Sie machten einen zufriedenen und völlig entspannten Eindruck. Das regt zum Nachdenken an ... Sie haben sich am Ende des Gesprächs sehr herzlich von uns verabschiedet.

Am nächsten Tag haben wir den Transfer nach Ponta do Sol ganz im Norden von Santo Antão um eine Stunde von 9:00 auf 8:00 Uhr vorverlegt (Tipp am Vorabend von Nick). Ab Ponta do Sol führte die Wanderung auf dem wunderschönen, aber auch viel begangenen Küstenweg zurück zum Mamiwata Eco Village, mit einigen Höhenmetern und spektakulären Ausblicken. Wir empfehlen, diese Tour, sofern möglich, tatsächlich in Ponta do Sol zu starten: Der Blick auf das Dorf Fontainhas, von Norden kommend, ist einfach schöner, dem steilen Kreuzweg folgt man abwärts, und am Ende, kurz vor Cruzinha, ist die Streckenführung eher eben. Am nächsten Tag konnten wir uns am Hotel-Pool von der doch recht anstrengenden Wanderung erholen. Die Aussicht von dort übers Meer ist unbeschreiblich. Die Reiselektüre blieb geschlossen.

Am nächsten Morgen wurden wir zu unserer nächsten Wanderung abgeholt. Es ging ins satt grüne Paúl-Tal. Schon die Fahrt dorthin verlangte immer wieder nach Fotostopps. Am Ende der Straße führte der Wanderweg dann entlang von Kaffee- und Zuckerrohrpflanzungen, vorbei an Bananenstauden, Papaya-, Mango- und Brotfruchtbäumen sowie zahlreichen Gemüsebeeten. Wieder lernten wir viel von unserem Guide. Mario erklärte uns eingehend die Terrassenkultur und beschrieb die Arbeit der Bauern. Die Ernte wird auf dem Kopf über viele Höhenmeter bis zur nächsten Straße getragen, die oft einige Kilometer entfernt liegt, eine Arbeit, die vielfach von Frauen übernommen wird. Mittags stand die Einkehr in einem abgelegenen Dorfrestaurant auf dem Programm. Es gab wieder jede Menge Gemüse und riesige Mengen von Cachupa. Die Kapverdier essen halt viel – so wurde uns lachend erklärt.
Nach der Wanderung brachte uns ein Transfer nach Ponta do Sol, wo wir zwei Nächte im direkt am Hafen gelegenen Hotel Tiduca verbrachten. Das Hotel ist eher auf größere Gruppen ausgelegt, mit allen hiermit verbundenen Nachteilen. Gott sei Dank hatten wir ein Zimmer mit direktem Meerblick. Am Hafen von Ponto do Sol konnte man den Fischern stundenlang bei ihrer Arbeit zuschauen und das gemächliche Dorfleben auf sich wirken lassen. Nach sechs Tagen auf Santo Antão ging es wieder per Fähre zurück nach São Vicente / Mindelo. Den Nachmittag haben wir für einen Spaziergang zum einladenden Stadtstrand genutzt. Wir durften nochmal eine Nacht in der wunderschönen Casamarel verbringen.
Von São Vicente ging es dann per Inlandsflug nach Santiago, mit Praia, der Hauptstadt der Kapverden. Welcome to Africa! Santiago ist wirklich die afrikanischste aller Kapverden-Inseln. Die Kapverdier sind dort am dunkelhäutigsten, die Märkte am lebendigsten und am lautesten. Eine Übernachtung im Hotel Oásis Atlantico Praiamar, wieder mit wunderbarem Blick aufs Meer. Nach einem Bummel durch die Altstadt Praias am nächsten Vormittag fuhren wir mit dem Mietwagen zunächst nach Cidade Velha und dann über eine recht gut ausgebaute Straße in den Norden Santiagos, um dort noch ein paar Tage am Meer im Hotel King Fisher Village zu verbringen. Das Schwimmen und Schnorcheln im Atlantik war ein Genuss! Wir haben auch auf Santiago noch eine Wanderung unternommen im Nationalpark der Serra Malagueta, dieses Mal mit Komoot als "Guide". Allerdings mussten wir uns hier z.T. den Weg bahnen durch hohes Gras und dichtes Gestrüpp. Die Wegmarkierungen waren nur mäßig vorhanden, aber dank Komoot haben wir uns nicht verlaufen. Das Projekt "Nationalpark" steckt hier noch in den Kinderschuhen. Zudem war es unsagbar heiß – auch in diesem Punkt ist Santiago die afrikanischste aller Inseln … Von einer weiteren Wanderung auf Santiago haben wir dann abgesehen.

Ein Thema auf den Kapverden sind – leider – die mehr oder weniger verwahrlosten Straßenhunde, denen man fast an jeder Ecke begegnet. Sie werden zwar von den Einwohnern mit Futter und Wasser versorgt, leben aber halt immer noch auf der Straße. In der Zwischenzeit gibt es entsprechende Projekte, und vielleicht hat sich die Situation verglichen mit früheren Jahren auch schon gebessert, aber traurig ist es immer noch.
Zurück ging es dann in der Nacht ab Praia wieder über Lissabon nach Frankfurt. Es war eine sehr anregende und inspirierende Reise, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass wir über so viel uns Unbekanntes staunen konnten. Wohltuend die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen, denen wir begegnen durften. Beeindruckend die verschiedenen Landschaftsformen der besuchten Inseln. Die Mischung aus geführten individuellen Wanderungen und unverplanten Tagen zur freien Gestaltung war ebenfalls für uns optimal. Gerne hätten wir auch noch den Westen der Insel Santo Antão erkundet, verbunden mit einer oder zwei Wanderungen. Vielleicht eines der nächsten Projekte? Danke an REISEN MIT SINNEN, insbesondere Frau Westermann, für die perfekte Planung unserer Reise, für die sorgfältige Auswahl der Unterkünfte, für die organisierten Wanderungen. Danke an unsere Guides Fred, Nicolin und Mario, die einen hervorragenden Job machen.
Die Kapverden selbst erleben
Bei Fragen helfen wir Ihnen gerne weiter – melden Sie sich einfach direkt bei unseren Reise-Experten, telefonisch oder per E-Mail.
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