Kuching, Sukau, Lachau, Ranau – in Bayern ? NEIN !
Ein Reisebericht von Günter und Margit, 06.11.2015
Auch wenn die Ortsnamen ein bisschen bayrisch anmuten, nein, wir sind in Malaysia, genauer gesagt in Borneo. Dass man bis dahin einen reichlich langen Flug hinter sich bringen muss mit Umsteigen in Kuala Lumpur, das war von vornherein klar. Dass sich die Malaysian Airlines (MAS) recht gut um ihre Kunden kümmert, empfanden wir als angenehm. Dass mein Gepäck das mit dem Umsteigen nicht so recht begriffen hatte und somit Kuching nicht erreichte, war zunächst unangenehm, aber die MAS zeigte sich bemüht und am Abend war das gute Stück dann auch im Hotel angekommen.
Gleich vorneweg, wir hatten uns ein gut gefülltes Programm vorgenommen in den drei Wochen, die wir in Borneo verbringen konnten, was manchmal auch anstrengend, aber durchweg richtig schön war. Natur in Hülle und Fülle, garniert mit netten Menschen und geführt von kundigen Führern, die One World Reisen für uns organisiert hatte. Auch hier darf das Lob mal am Anfang stehen, Herr Peter Krüger hat das prima für uns gelöst und uns eine schöne und erlebnisreiche Reise zusammengestellt. Die Partner vor Ort taten das ihre zu einem Gelingen dieser Rundtour.
Zurück nach Kuching, wir starteten gleich nach der Ankunft noch zu einer Stadttour, die uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bot wie die Katzen, den chinesischen Tempel, die Moschee und natürlich auch das Sarawack Museum, ein Kleinod, das man nicht versäumen sollte. Abends erste Kontakte zu den Meeresfrüchten, dann fielen wir doch müde ins Bett, um am kommenden Morgen auch zu verschlafen. Unser Wecker (oder wir?) hatte versagt, aber mit Verzicht aufs Frühstück konnten wir den Zeitverlust in Grenzen halten.
Erste Station war die Semenggoh Orang Utan Rehabilitation Station, unweit von Kuching. Der Chef persönlich, Ritchie, gab uns die Ehre. Er ist der unbestrittene Herr der Orang Utans hier, eine prachtvolle und mächtige Gestalt, so mächtig, dass sich alle anderen Orang Utans lieber fern hielten. Der Chef bot hingegen eine längere Audienz, die er mit reichlich Nahrung für sich angenehm gestaltete.
Die nächste Aktion an diesem Tag fand auf einem Fluss statt, Kajakfahren war angesagt. Diese Tour war bestens organisiert und hat uns viel Spaß bereitet. In den drei Booten waren zwei junge Frauen aus Schottland, zwei Herren aus Kuching und eben wir. Begleitet vom Veranstalter, der auch fleißig fotografierte und unseren Führer Khalid, war es kurzweilig, die herrlichen Aussichten auf dem Fluss zu genießen. Und schwer wars auch nicht, nur Khalid hat mal kurz Bekanntschaft mit dem Wasser gemacht, was auch immer er da gesucht hat. Sehr zu unserer Überraschung lieferte der Veranstalter eine CD mit den gemachten Bildern nach am gleichen Abend im Hotel ab – kostenlos!
Heute gab es dann „Steamboat BBQ“ grillen und Suppe kochen am Tisch, angenehmerweise gleich neben unserem Hotel „Telan Usan“. Das Haus ist gut organisiert, die Zimmer sind sauber und gut gepflegt, das Personal ist freundlich, empfehlenswert also.
Am kommenden Morgen verlassen wir Kuching und fahren zum Batang Ai Stausee. Unterwegs noch schnell einen Markt besuchen, dann schön malaysisch Mittagessen, und schon geht es ins Longboat und über den Stausee ins Iban-Longhouse. Wenn man ein Longhouse nicht kennt, ist das auf den ersten Blick eine völlig andere Welt, man muss Abstand nehmen von unseren europäischen Vorstellungen. Immerhin haben sie inzwischen die Köpfe (Skulls, die Köpfe der besiegten Feinde) abgenommen, die vor Jahren noch zur Zierde im Haus rumhingen. Dass Klo und Dusche ein bisschen arg einfach sind, das war zu erwarten. Die Iban aber, die sind überaus gastfreundlich und die können kochen, dass es richtig schmeckt. Wieder war es Khalid, der den Kontakt vermittelte, übersetzte, und sich als Iban outete, und sich um uns kümmerte. Abends gab es dann noch Tanz und wir übergaben die mitgebrachten Geschenke. Ein Tipp: der Reisweis der Iban ist köstlich.
Ebenfalls mitgebracht waren die wasserfesten Sandalen, denn die waren nötig am Folgetag. Wir wanderten in den Dschungel und das überwiegend im Wasser. Das Wasser war klar und nicht kalt, wieder etwas, was wir aus Europa so nicht kennen. Meine frisch erstandenen Gummischuhe (meine Sandalen hatten bei der Kajaktour aufgegeben) bewährten sich, schließlich hatten sie 8,50 Ringit gekostet (gut 2 Euro). Angekommen an einem kleinen Wasserfall zeigten uns die Iban, was Kochkunst ist. Sie befüllten Bambus mit Hühnchenfleisch, mit Reis, mit Auberginen und zudem gab es noch einen Grill für die restlichen Hähnchenteile. Das Essen war mehr als köstlich, wahrhaft sterneverdächtig. Tja, der Rückweg ging dann eben andersrum und wir hatten viel Zeit, um die Vögel, Schmetterlinge und Pflanzen am Wegesrand, äh, am Flussrand zu bewundern.
Der nächste Tag gehörte dann der Rückfahrt mit vielen Halten wie an einem Iban-Friedhof (einer für uns skurrilen Anlage), an einer Sammelstelle für die Palmfrüchte, einer Pfefferfarm und einem Mittagessen an einem großen Wasserfall. Abends bezogen wir unser Baumhaus im Permai Rainforest Resort. Mit großen Augen betraten wir unser Haus mit allem Komfort, den der Mensch so braucht, einem Balkon in Baumwipfelhöhe zum Blick über das Meer eingeschlossen. Das Rainforest Cafe bot einfache, aber schmackhafte Gerichte. Bier gab es nicht, dafür aber frische Kokusnuss, was für ein Genuss.
Unser Ausflug zu den Delfinen war dann nicht so erfolgreich, die waren an diesem Tag einfach anderswo. Ersatzweise zeigten sich nach der Rückkehr Silverleave Monkeys mit Jungen. Diese Babys sind quietschorange, eine lustige Laune der Natur. Nach sechs Monaten verschwindet diese Färbung dann wieder, so sagte man uns.
Der Bako Nationalpark zeigte uns auf dem nächsten Ausflug, was die Natur in Borneo zu bieten hat. Affen, Schlangen, Kannenfrüchte und Orchideen sind nur einige der Höhepunkte in diesen zwei Tagen. Auch das Zimmer war gut und sauber, eine Dusche gab es auch, und zu allem Überfluss schmeckte das Essen auch noch. So soll es sein. Fast hätte ich vergessen die Wildschweine, die Nasenaffen und die Warane zu erwähnen, die im Nationalpark so leben. Und dazu noch ein Khalid, der in seinem Element, der Natur ist, das ist doch herrlich.
Wir verschoben die Abreise aus dem Nationalpark so weit nach hinten, dass anschließend leider ein Besuch im „Sarawak Cultural Village“ nicht mehr möglich war, aber unser Baumhaus wartete so auf uns, wie wir es vor zwei Tagen verlassen hatten, ein Traum. Das Dorf muss eben noch warten.
Sarawak wäre nicht Sarawak, wäre da nicht Mulu, der Nationalpark mit den vielen Höhlen. Vor zwanzig Jahren wollte ich schon die 2 Millionen Fledermäuse sehen, wie sie auf einem nicht enden wollenden Zug aus der Deer Cave kommen. Dieses Mal war ich erfolgreicher als damals. Die neben an liegende Langs Cave (benanntn nach dem Entdecker der Höhlen) wartet mit einem Konzert aus Tropfsteinen auf. Wir kamen erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder aus den Höhlen und draußen hatte sich ein bildschönes Tropengewitter zusammengebraut. Vergessen sie alles, was sie über die Wasserdichtigkeit ihrer Kleidung gelesen haben, so ein Gewitter leert kübelweise Wasser vom Himmel und in fünf Minuten ist alles durch, 10000 mm Wassersäule hin oder her. Das Gute daran ist, dass es warmes Wasser ist. Tag zwei gehörten dann der Winds Cave und der Clearwater Cave, zwei respektabel große Höhlen mit vielen Hallen, Räumen, Tropfsteinen und einem unterirdischen Fluss (mit klarem Wasser eben). Gleich vor der Höhle ist ein schöner Picknickplatz mit Bademöglichkeit. Umkleide- und Toilettenräume sind vorhanden, das wussten wir vorher leider noch nicht.
Der Weg nach Kota Kinabalu (KK also) ist kurz, wenn man das Flugzeug hat. Unser Führer durch die nächsten Tage, der Jeffrey, holte uns vom Flughafen ab, lieferte uns am Hotel ab und wir begaben uns anschließend auf den einzigen Einkaufsbummel unserer Reise. Der Borneo Buchladen, den wir fanden, hat das Gewicht unseres Reisegepäcks dann beträchtlich erhöht, das Essen an der Wasserkante, Meeresfrüchte direkt vom Kutter, haben unser Gewicht erhöht. Übrigens, auf den ganzen Reise hatten wir nicht einmal Probleme mit Magen oder Darm, was für die Qualität der malaysischen Küche spricht. Es wird sauber gearbeitet.
So, nun ist es Zeit für einen Höhepunkt der Reise, einen Ausflug mit der „Nord Borneo Railway“. Zweimal in der Woche fährt die Bahn mit einer Dampflok und mit Personal in englischer Kleidung mit Kniestrümpfen, kurzen Hosen und Tropenhelm. Noch besser aber war es, dass man für ein kleines Trinkgeld auf der Lok mitfahren darf (wenn es die Sicherheit zulässt geht es rauf auf die Drehscheiben, dann wird die Lok gedreht und es geht zurück zum restlichen Zug). Nach der Zugfahrt ging es in Richtung Mount Kinabalu (4095 m). Warum der nun niedriger ist als auf meiner Besteigungsurkunde von 1996 vermerkt ist (4101 m), wird mir von Jeffrey mit neueren, genaueren Messmethoden erklärt.
Dieser Berg war dann einen ganzen und einen halben Tag unser Ziel, mit vielen Trails und einem botanischen Garten. Der Gipfel war nicht unser Ziel und wir würden die Tour nur Leuten empfehlen, die Menschenmassen lieben. War ich noch mit 6 Personen am Gipfel, ist die Zahl heute auf 200 am Tag beschränkt! Wir gaben somit den vielen Pflanzen und Tieren am Fuß des Berges die Ehre.
Sandakan, oder besser Sepilok ist ein Muss, wenn man Orang Utans mag. Gleich neben dem Klasse Sepilok Nature Resort ist die Reha-Station für Orangs. Die hatten dann keinen Ritchie und wir konnten gleich sieben unserer Anverwandten bei der Fütterung zusehen, ein schöner Anblick. Dass es hier gleich nebenan eine Station für Kragenbären gibt, wussten wir bis dahin nicht.
Über das „Water Village“ in Sandakan führte uns unsere Reise dann an den Kinabatangan Fluss. Zwei Tage mit mehreren Ausflügen vervollständigten unser Bild von der Natur Borneos. Hier kamen die Krokodile, die Nashornvögel, die Eisvögel, die Warane und eine Orang Utan Frau mit Kind zum Zug. Ein Orang Utan in freier Natur, davon hatten wir geträumt. Bryant, nun unser Guide, erklärte uns viel und half beim Aufspüren der Tiere. Ohne seinen Laserpointer hätten wir die Pythons in den Bäumen nie gesehen.
Nach so vielen Erlebnissen zog es uns nun nach Lankayan, einer Insel mitten in der Zulu See, Durchatmen und Verdauen war angesagt. Mittels einer rasanten Fahrt in einem echt flotten Flitzer (90 km/h waren schon drin) erreichten wir dieses winzige Eiland. Die Insel liegt in der Sicherheitzone und wird von der Armee bewacht, obwohl sie so klein ist, dass sie in einer Viertelstunde gut zu umrunden ist. Maximal 60 Gäste wohnen in den wunderschönen Häusern des Lankayan Dive Resort, das Restaurant ist großzügig und das Personal ist freundlich. Dass man aber aus seinem Strandhaus zum Wasser geht (maximal 10 Meter) und nach weiteren 10 Metern im Wasser auf gleich vier Schildkröten trifft, das war eine einmalige Überraschung. Die Ausgabe für die Taucherbrille hat sich gelohnt und nun sind tolle Bilder in unseren klitzekleinen Fotoapparaten, die natürlich wasserdicht sein sollten. Obwohl es alles für Taucher gibt, sind auch Nicht-Taucher herzlich willkommen.
Zurück mit dem gleichen flotten Flitzer ins Sepilok Nature Resort, noch ein Besuch bei den Kragenbären, eine frische Kokusnuss gegen den Durst, frisch gebackene Gemüsetaschen und vorbei ist die Herrlichkeit dieser Insel. Was folgt, sind zwei Flüge, einer kürzer, einer länger und man ist zurück in Frankfurt und wird von 34 Grad auf -1 Grad abgekühlt. Es ist Ostermontag.
Was uns nun aber niemand mehr nehmen kann, das ist eine Reise, die hervorragend von One World Reisen vorbereitet war, die von unseren tollen Guides Khalid, Jeffrey und Bryant begleitet wurde und viele, viele Bilder und Filmschnipsel, die wohl lange noch belegen, wie schön es war. Wir kommen gerne wieder.
Es grüßen zwei begeisterte Borneo Reisende,
Margit und Günter
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