Prägende Erlebnisse in Uganda
Gerd Freiwald, 24.08.2021
Unser Reisegast Gerd Freiwald war mit seinen Kindern im Juli auf einer Individualreise in Uganda unterwegs. In seinem Reisebericht erzählt er über faszinierende Begegnungen mit Menschen und Tieren.
Um es vorwegzunehmen, die Reise war fantastisch, ein prägendes Erlebnis für mich und wohl noch mehr für meine beiden Kinder.
Negativ wirkte sich Corona vor allem auf die Vorbereitung aus. In Berlin schien es unmöglich, einen Pass zu beantragen, da bei den Bürgerämtern keine Termine zu bekommen waren. Freunde und ihre Beziehungen haben mir weitergeholfen. Beim Tropeninstitut war es dagegen leer. Der Arzt meinte nur, sie können sich nicht vorstellen, was hier normalerweise los ist, dagegen ist ein Eisladen im Hochsommer harmlos. Die Reiseversicherungen abzuschließen war wiederum nicht ohne. Irgendwie schien die Versicherungsgesellschaft überfordert, online ging gar nichts. Dafür war die Visa-Beschaffung für Uganda problemlos, online versteht sich. In Afrika geht das. Insgesamt blieb aber die Unsicherheit, ob die Reise stattfinden würde und ob sie so werden würde, wie wir uns das vorgestellt hatten.
Sie hat unsere Vorstellungen weit übertroffen, Corona sei Dank! Zwar mussten wir ab und an die Maske tragen und auf das Eintauchen in die Menge - zum Beispiel eines Marktes - verzichten, dafür wurden wir von jeglichen Erscheinungen des Massentourismus verschont. In den Lodges waren wir jeweils nur drei bis vier Familien oder Paare. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es zugeht, wenn diese Anlagen ausgebucht sind. Die Kehrseite ist, dass durch diese Situation die Menschen, deren Einkommen direkt oder indirekt vom Tourismus abhängt, seit zwei Jahren schwere Zeiten durchleben. Hinzu kommt, dass Uganda ohnehin nur über geringe Einnahmen verfügt und die Zuflüsse aus dem Tourismus schmerzlich fehlen.
Was hat uns am meisten beeindruckt? Für mich waren es die Besuche in zwei Dörfern der Karamojong. Diese sind ein Volk, das im Grenzgebiet zum Südsudan lebt. Dort hat sich eine sehr ursprüngliche Lebensweise erhalten. Dass ein Mann zehn Frauen hat und die meisten Frauen acht bis zehn Kinder gebären, gilt eher als Norm denn als Ausnahme. In den Dörfern der Karamojong, deren Behausungen aus Lehm gebaut und mit einem Dach aus Bananenblättern oder Reisig versehen sind, hat jede der Frauen ein eigenes kleines Revier. Alle Arbeiten werden per Hand ausgeführt. Das gilt auch für das Mahlen des Korns und das Brauen von „Bier“ aus Pflanzensamen. Oftmals werden dort nicht einmal mechanische Hilfsmittel verwendet. Elektrischen Strom gibt es ohnehin nicht, ebenso wenig eine Wasserversorgung, eine Abwasserbeseitigung oder eine Müllabfuhr. Die Familien versorgen sich mit allem Notwendigen selbst. Sie können nur geringe Überschüsse auf den Märkten verkaufen, um so etwas Geld zu kommen. Das gilt aber nicht nur für die Karamojong, es ist Alltag in den meisten ländlichen Gebieten.
Für meine Kinder waren die Safaris in den Nationalparks die Highlights der Reise. Wir haben Parks in unterschiedlichen Vegetationszonen besucht und beinahe alle Tiere, die auf unserer „Liste“ standen, gesehen, darunter Geparden und Leoparden, Hyänen wie auch Löwinnen mit ihrem Nachwuchs. Wir konnten verschiedene Antilopen beobachten, aber auch Büffel- und Elefantenherden sowie eine Gruppe von Giraffen, die derart groß war, dass wir vermuteten, Zeuge ihrer Jahreshauptversammlung geworden zu sein. Manche Tiere konnten wir aus ungewöhnlich kurzer Distanz beobachten. Sie zeigten wenig Scheu, eher haben sie uns neugierig beäugt. Offensichtlich sehen sie Menschen und ihre eigenartigen Fahrzeuge nicht als Bedrohung an. Vielleicht liegt es daran, dass die Ranger Wilderei weitgehend verhindern. Der größte Feind der Tiere ist der Krieg. So hat ein Krieg im Norden Ugandas, der nach 2000 aus den Süd-Sudan herüberschwappte, große Lücken in die Tierbestände der dortigen Nationalparks geschlagen. Sie werden sich nur nach und nach erholen. Der Krieg ist wohl auch Ursache für das deutlich sichtbare Entwicklungsgefälle zwischen den Landesteilen.
In der Aufzählung der Tiere, die wir gesehen haben, fehlen noch Zebras und Warzenschweine. Für Letztere scheint sich in Afrika die Bezeichnung „Pumba“ durchzusetzen, jedenfalls wusste jeder gleich, was gemeint ist. Außerdem haben wir den Schuhschnabelstorch, Adler, Geier, Pelikane, einen Sekretär, Marabus und viele andere große und kleine Vögel beobachtet. Weiter südlich kamen Nilpferde, Krokodile und unterschiedliche Affenarten, darunter Paviane und Schimpansen, hinzu. Absoluter Höhepunkt der Reise war das Gorilla-Trekking. Auch die Gorillas zeigten erstaunlich wenig Scheu. Sie verstehen die Menschen offensichtlich als Freunde und nicht als Gefahr. Für den Schutz der Gorillas wird sehr viel getan. Unter anderem darf jeder Familienverbund dieser Menschenaffen nur einmal täglich maximal für eine Stunde besucht werden. Eine Besuchergruppe besteht aus höchstens acht Personen. Da der Besucherandrang nicht groß war, bildeten meine Kinder und ich eine Gruppe. Wir wurden von drei Rangern begleitet. Sie ermöglichten uns eine Nähe zu den Tieren, die unter anderen Umständen wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. In der Gorilla-Familie, die wir beobachten konnten, gab es vier Kleinkinder, was man als Beleg dafür werten kann, dass sie sich von den Menschen nicht sonderlich gestört fühlen. Die Ranger berichteten auch, dass es weiter oben in den Bergen völlig wild lebende Gorillas gibt. Ihr Lebensraum wird nicht zuletzt durch den Gorilla-Tourismus geschützt.
Von allen Erlebnissen und Eindrücken zu berichten, würde den Rahmen dieses kleinen Berichts sprengen. Unbedingt erwähnt werden muss, dass Uganda eine sehr vielfältige und immer wieder überraschend schöne Natur besitzt. Es gibt Hochgebirge, wo zum Beispiel die Leistungssportler trainieren, Mittelgebirge mit einer üppigen Pflanzenwelt, riesige Seen, den Weißen Nil, der in diesem Jahr den höchsten Wasserstand seit 1962 führte, Wasserfälle, Regengebiete und Dschungel, aber auch Savannen und Trockengebiete. Die Hotels und Lodges haben einen guten bis sehr guten Standard und sind meist fantastisch gelegen. Im Laufe der Reise haben wir auch einen Einblick in verschiedene Facetten des oft nicht leichten Alltags der Menschen erhalten. Außerdem wusste unser Guide David viel über Land und Leute zu berichten. Er hat alle unsere Fragen geduldig beantwortet und uns dadurch geholfen, das Gesehene besser zu verstehen.
Kommentar schreiben
Kommentare
Keine Kommentare