Reisen mit Sinnen
06.03.2023

Ist Grindadráp und nachhaltiger Tourismus miteinander vereinbar?

Sollte man die Färöer-Inseln aufgrund des Grindwalfangs boykottieren?

Die Färöer-Inseln, eine abgelegene Inselgruppe im Nordatlantik, sind ein beliebtes Ziel für Reisende, die sich von der atemberaubenden Landschaft und der einzigartigen Kultur angezogen fühlen. Hinter dem idyllischen Bild der Inseln verbirgt sich aber auch eine umstrittene Tradition: das Grindadráp, ein jahrhundertealtes Ritual des Walfangs, bei dem hunderte von Grindwalen gejagt und getötet werden. In den letzten Jahren hat die Kritik daran zugenommen und viele Besucher fragen sich, ob sie in ein Land reisen können, wo Wale blutrünstig abgeschlachtet werden. In diesem Blogartikel werden wir uns genauer mit dem Grindadráp und dem Tourismus auf den Färöer-Inseln befassen und untersuchen, wie diese beiden Aspekte verknüpft sind und welche Auswirkungen sie auf die Inseln, ihre Bewohner und den Schutz der Wale haben.
 

Es liegen verschiedene Boote im Hafen von Torshavn, der Hauptstadt der Färöer-Inseln
Boote im Hafen von Torshavn, der Hauptstadt der Färöer-Inseln

Was ist das Grindadráp?

Das Grindadráp hat eine lange Tradition, die seit Jahrhunderten praktiziert wird. Dabei werden vor allem in den Sommer- und Herbstmonaten Grind- und andere Kleinwale von zahlreichen Booten in flache Buchten und Fjorde getrieben und von Jägern mit Messern getötet. Dieser Prozess kann teilweise über mehrere Stunden dauern und ist für die Tiere mit extremem Stress, Leid und letztendlich dem Tod verbunden. In der Vergangenheit, als das Überleben der Färinger damit verbunden war, Lebensmittel so lange wie möglich haltbar zu machen, um über den Winter zu kommen, wurden die großen Mengen an Walfleisch gepökelt oder anderweitig haltbar gemacht. Auch der Tran, der aus dem Fettgewebe der Meeresbewohner gewonnen wurde, diente beispielsweise dazu, Lampen zu erleuchten. Die Menschen waren abhängig von dieser Nahrungsquelle aus dem Meer, da der Inselboden kaum kultivierbar und daher der Anbau von Obst und Gemüse kaum möglich ist.
Heutzutage jedoch muss man sich über das Überleben im Winter auf den Färöer-Inseln keine Sorgen mehr machen, da die Supermarktregale jederzeit gut bestückt sind. Zudem ist der Verzehr von Walfleisch aufgrund des hohen Quecksilberanteils gesundheitlich bedenklich und große Teile des Fleisches verrotten heutzutage sinnlos. Daher ist die Grindwaljagd heute nur noch ein sehr leidvolles und grausames Festhalten an alten Traditionen, das nicht nur der Tierwelt massiv schadet, sondern auch den Tourismus auf den Färöer-Inseln in Frage stellt.
 

Zahlreiche Boote liegen im Wasser an der Küste
Die Wale und Delfine werden zur Küste getrieben

Sind Reisen auf die Färöer-Inseln deshalb verwerflich?

Die Frage, ob Reisen auf die Färöer-Inseln aufgrund des Grindadráp verwerflich sind, ist eine kontroverse und komplexe Angelegenheit. Einige argumentieren, dass der Besuch der Inseln die Praxis des Walfangs unterstützt, und dass Touristen indirekt dazu beitragen, dass das Grindadráp weiterhin praktiziert wird. Diese Argumentation ist allerdings etwas zu kurz gedacht. Der Tourismus stellt unbestritten eine wichtige Einkommensquelle für die Inseln und ihre Bewohner dar.
Wir finden es sinnvoller, die Inseln zu bereisen und das Thema Grindadráp offensiv mit den Einheimischen und unseren Gästen anzugehen. Denn auch und gerade auf den Färöer gibt es viele Menschen, die dagegen sind. Als ein Reiseveranstalter, der sich der Nachhaltigkeit und dem Artenschutz verschrieben hat, sind wir der Überzeugung, dass ein Boykott der Färöer-Inseln nicht die Lösung des Problems ist. Helfen wird, das Bewusstsein für die brutale Abschlachtung der Wale zu stärken. Daher integrieren wir auf unseren Reisen aktiv den Dialog mit Artenschutz-Organisationen und Gegnern des Grindadráp. So erhöht sich der Druck auf die Dinosaurier, die dieses längst überholte Ritual, aus welchen Gründen auch immer, am Leben halten.
 

Ein Fluss fließt auf den Färöer-Inseln ins Meer
Raue Natur auf den Färöer-Inseln

Welche Kampagnen zum Schutz der Grindwale gibt es?

Leider existiert es auf den Färöer-Inseln kein klares Gesetz, das den Walfang verbietet. Zwar gibt es dieses innerhalb der europäischen Union und die Färöer-Inseln gehören zu Dänemark, jedoch kann die autonome Regierung der Inseln ihre eigenen Gesetze durchsetzen. Einige lokale Gruppen setzen sich auf den Inseln für alternative Methoden des Fischfangs und für den Schutz der Meeresumwelt ein. Auch internationale Organisationen wie SEA SHEPHERD und PETA protestieren mit öffentlichen Kampagnen und teils auch aktiven Einsätzen vor Ort gegen die Treibjagd. Andere Initiativen arbeiten daran, das Bewusstsein für die Auswirkungen des Walfangs auf die Umwelt und die Gesundheit der Wale zu erhöhen. Unabhängig von den unterschiedlichen Meinungen über das Grindadráp ist es wichtig, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass der Schutz der Grindwale und der Umwelt im Vordergrund steht. Daher ist es auch nicht sinnvoll, die Färöer-Inseln als Reiseziel zu boykottieren. Wir sind davon überzeugt, dass der Besuch kritischer Touristen dazu beitragen kann, dass alte Traditionen über Bord geworfen werden und das Grindadráp eines Tages komplett verboten wird.
 

Sonnenuntergang über dem Meer bei den Färöer-Inseln
Bei der Insel Eysturoy

Fazit

Das Grindadráp ist ein äußerst kontrovers diskutiertes Thema auf den Färöer-Inseln, das sowohl nationale als auch internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auch wenn das Grindadráp eng mit der färöischen Kultur und Identität verbunden ist, gibt es heutzutage keine Veranlassung mehr, an der grausamen Abschlachtung der Wale festzuhalten. Der Tourismus spielt eine wichtige Rolle in der Wirtschaft der Färöer-Inseln, und Reisende stehen vor der Entscheidung, ob sie die Inseln besuchen oder nicht. Dabei bringt ein Boykott des Reiselandes in unseren Augen nichts. Durch kritische Touristen, die sich sowohl mit der Geschichte des Grindadráp als auch mit der heutigen Diskussion zu einem Verbot der Jagd auseinandersetzen, geschieht sowohl innerhalb des Landes als auch international Aufklärung.

Eines ist jedoch sicher: Es ist wichtig, weiterhin eine konstruktive Diskussion zu führen und sich für den Schutz der Grindwale und der Umwelt auf den Färöer-Inseln einzusetzen, um eine nachhaltige Zukunft für die Inseln und ihre Bewohner zu gewährleisten.

 

Sie möchten vor Ort mehr über das Thema Grindadráp erfahren?

 

Bei Fragen helfen wir Ihnen gerne weiter – melden Sie sich einfach direkt bei unseren Reise-Experten, telefonisch oder per E-Mail.



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