Reisen mit Sinnen
26.06.2023

Greenwashing im Tourismus

Warum es sich lohnt, bei deklarierter Nachhaltigkeit genauer hinzuschauen

In Zeiten, in denen es immer schwerer fällt, die Augen vor der Klimakrise und ihren Folgen zu verschließen, erkennen Unternehmen zunehmend den Imagevorteil, sich für Nachhaltigkeitsziele zu engagieren. Viele Firmen meinen es ernst mit ihrem Engagement für mehr Umweltverträglichkeit und Klimaschutz. Leider gibt es aber auch die „schwarzen Schafe“, die sich dieses Mäntelchen nur umhängen, um beim Verbraucher besser dazustehen. Diese Praxis – aus schwarz mach grün – bezeichnet man als „Greenwashing“. Als Reiseveranstalter, der sich bereits seit seiner Gründung im Jahr 1995 für einen nachhaltigen Tourismus einsetzt, möchten wir in diesem Beitrag darauf aufmerksam machen, dass Greenwashing leider auch in der Reisebranche praktiziert wird.

Ein großes Kreuzfahrtschiff liegt in der Bucht von Venedig
Ein Kreuzfahrtschiff in der Bucht von Venedig

Greenwashing durch Marketing

Viele vermeintliche Verbesserungen hin zu mehr Ökologie und Klimaschutz im Tourismus entpuppen sich als clevere Kommunikations- und Marketingkampagnen, als verbales Greenwashing.

  • Selbst Anbieter von Kreuzfahrten, eine der emissionsintensivsten Reiseformen, berufen sich mittlerweile auf Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Dabei wird beispielsweise beim Umstieg von Schweröl auf LNG verschleiert, dass dies nicht direkt mehr Klimafreundlichkeit bedeutet, sondern die LNG-Herstellung und der -Transport ebenfalls sehr belastend sind auf Grund der Entweichung von Methan in die Atmosphäre. Zudem ist es weiterhin gang und gäbe, das Gas durch Fracking zu gewinnen.
  • Hotels fordern Gäste zum Strom- und Wassersparen auf, ohne selbst in den Bereichen ressourcenschonend zu handeln. Ähnliches Vorgehen findet man häufig auch beim Abfallmanagement.
  • Oder 2019 die Ankündigung von EasyJet, ihre Flüge klimaneutral durchzuführen, während tatsächlich nur der kleinere Teil der klimaschädlichen Auswirkungen des Flugbetriebs kompensiert wurde, was in der Außenkommunikation mit keinem Wort Erwähnung fand.

Transparenz statt Greenwashing bei REISEN MIT SINNEN

Als nachhaltiger Reiseveranstalter lässt es sich nicht verschweigen, dass der klimaschädlichste Faktor in der Mobilität besteht. Auf den Flug, beispielsweise auf die Kapverden, entfallen etwa 93 Prozent der insgesamt entstehenden CO2-Emission. Der Rest entsteht durch Übernachtungen, Transfers, Mahlzeiten und Aktivitäten. REISEN MIT SINNEN und eine Handvoll anderer Unternehmen kompensieren die entstandenen Treibhausgase zu 100 Prozent über atmosfair.
Doch Vorsicht, genaues Hinschauen ist bei dieser Praxis gefragt, denn Kompensation ist nicht gleich Kompensation: Der häufig praktizierte „Ausgleich“ der CO2-Emissionen durch das Pflanzen von Bäumen trägt nicht zum Klimaschutz bei, da nur Setzlinge gepflanzt werden, die kein CO2 binden. Zudem wird beim Verbrennen des Holzes das gebundene CO2 wieder freigesetzt. Wir achten hingegen darauf, dass die Gelder in Projekte fließen, die an anderer Stelle die erzeugten Emissionen wiederum einsparen wie beispielsweisedurch den Ausbau von erneuerbarer Energie in den Ländern des globalen Südens.
Um zudem die Emissionen von vornherein möglichst gering zu halten, haben wir in den letzten Jahren unser Europaprogramm erheblich ausgebaut, fördern die Anreise mit der Bahn und bieten keine Inlandsflüge an.

Greenwashing im Tourismus erkennen

Wie kann ich als Verbraucher Greenwashing erkennen und seriöse von unseriösen Angeboten unterscheiden? Ein gutes Kriterium für die Seriosität nachhaltiger Angebote stellen offizielle Gütesiegel dar wie das Green Globe, das sich an den Umwelt- und Entwicklungszielen der UN orientiert, oder die TourCert-Zertifizierung, die Unternehmen hinsichtlich der Corporate Social Responsibility, wozu auch ökologische Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehören, auf Herz und Nieren prüft. Außerdem lohnt es sich, zur Identifikation von Greenwashing die Firmen-Website, bei der ich ein Angebot buchen möchte, genauer in Augenschein zu nehmen: Gibt es detaillierte Informationen zu vorgeblichen Nachhaltigkeitsprojekten? Sind diese gemeinnützig? Wie transparent ist die Darstellung? Finden sich bei der Internetrecherche keine weiteren Informationen, ist Vorsicht geboten. Last but not least: Achten Sie auf den Preis! Es ist unrealistisch, dass bei sehr günstigen Angeboten genug Gewinn für das Touristikunternehmen übrigbleibt, um sich damit ernsthaft nachhaltig zu engagieren.

 

Fazit: Als verantwortungsvoller Reisender ist es wichtig, genau hinzuschauen, um echte nachhaltige Angebote zu identifizieren. Transparente Informationen, offizielle Gütesiegel und realistische Preise können dabei helfen, die Seriosität von Unternehmen zu bewerten und den nachhaltigen Tourismus voranzutreiben.



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