Reisen mit Sinnen
17.04.2019

Faszination Borneo:
Unser Partner vor Ort im Interview

Eine Orang Utan Familie

Marco Wunsch, unser Partner auf Borneo, lebt bereits seit 15 Jahren auf der größten Insel Asiens. Im Interview berichtet er, welche Faszination Borneo auf ihn ausübt und warum sich die Insel als Top-Destination für den Eco-Tourismus anbietet.

Borneo ist die größte Insel Asiens und, nach Grönland und Neuguinea, die drittgrößte der Welt. Die drei Staaten Malaysia, Indonesien und Brunei teilen sich eine Fläche, die doppelt so groß ist wie Deutschland. Borneo gilt als Paradies für Naturfans und wird unter Südostasien-Reisenden noch immer als Geheimtipp gehandelt. Dichte, tropische Regenwäldern, eine exotische Pflanzenwelt, seltene Tierarten in freier Wildbahn, lange Strände und kristallklares Meer machen die Insel zum Sehnsuchtsort. Marco Wunsch, Inhaber unserer Partneragentur vor Ort, lebt nun schon seit 15 Jahren auf Borneo. Wir haben ihn zu seiner Wahlheimat und der Faszination, die Borneo auf ihn ausübt, befragt.

Der Mulu Trek in Borneo
Talang Strand in Borneo mit einem Boot am Ufer
Bild aus der Vogelperspektive vom Kota Kinabalu Markt

Wie lange lebst du schon auf Borneo und wie hat es Dich dorthin verschlagen?

Ich lebe nun seit knapp 15 Jahren auf Borneo. Während meines Studiums an der Fachhochschule Kempten im Allgäu (Tourismusmanagement) mussten wir uns 2 Praktika selbst organisieren, eines davon war in Costa Rica, mein zweites Praktikum war in Sarawak, Malaysia. Malaysia, insbesondere Borneo, war schon immer mein Traum, da ich sehr an der Natur- und Tierwelt dieser Region interessiert war. Während meines Praktikums habe ich viel über das Land und die Natur gelernt und habe mich entschlossen, nach dem Abschluss zu versuchen, hier Fuß zu fassen.

Hat Dein Aufenthalt auf Borneo deine Sichtweise auf Umwelt- und Tierschutz verändert?

Zu Beginn hatte ich eher einen allgemeinen Überblick über Natur- und Tierschutz, je länger ich hier lebte, desto mehr Kontakt hatte ich zu wirklich aktiven Tierschutzorganisationen und konnte mir mit deren Hilfe recht tiefe Einblicke in die Problematik und die Realität von Natur- und Tierschutz verschaffen. Die Realität weicht teils stark von den Möglichkeiten ab, die man sich als eher passiver Tierschützer erträumt.

Gibt es einen Ort, den du als Geheimtipp beziehungsweise als deinen Lieblingsort bezeichnen würdest?

Ich war immer fasziniert von den verschiedenen Landschaften hier in Borneo, es ist alles so vielfältig. Von den Hochlandgebieten über die Flachlandregenwälder bis zu den Küstengebieten und Inseln gibt es extrem viel zu entdecken. Man kann nicht seinen Finger auf einen bestimmten Ort als seinen Favoriten legen, es ist die Kombination der verschiedenen Gebiete, die den Reiz ausmacht.

Was macht für dich Borneo so faszinierend?

Ich bin sehr auf die Natur fixiert, allerdings hat es mich äußerst positiv überrascht, dass speziell hier in Sarawak so viele unterschiedliche ethnische Gruppen und Religionen so friedvoll zusammenleben. Die Kombination einer einzigartigen Natur und einer solch vielfältigen Tierwelt nur unweit der Städte und der verschiedenen bunten Kulturen machen dieses Land einzigartig.

Du bist kürzlich wieder beim Schildkrötenschutzprogramm Talang – Talang Besar zu Besuch gewesen. Wie waren Deine Eindrücke? Was hast Du erlebt?

Es war für mich ein sehr schöner Moment, wieder auf der Insel zu sein, weitab von all dem geschäftigen Trubel der Hauptstadt. Man bekommt auf den Eindruck, dass man einen Traum lebt, als würde man mit dem Besuch der Insel in die Vergangenheit zurückreisen. Die Gedanken beschäftigen sich fast umgehend mit den Schildkröten, deren Spuren überall im Sand zu sehen sind. Das Gefühl, Schildkröten bei der Eiablage zu beobachten, frisch geschlüpfte Schildkröten in die Freiheit zu entlassen, also wirklich aktiv beim Schutz dieser bedrohten Tierart zu helfen, ist unbeschreiblich. Es ist für mich immer wieder eine Ehre, diesen Tieren so nahe zu sein und die engagierten Park Ranger bei ihrer täglichen Arbeit zu beobachten. Ich habe diesen Besuch mit einem alten Studienfreund durchgeführt und seine Reaktion zu sehen, als er das erste Mal in seinem Leben Babyschildkröten freigelassen hat, also etwas, das er bisher nur im Fernsehen gesehen hatte, war unvergesslich.

Eine Schildkröte am Strand von Borneo

Warum bietet sich Borneo als Destination für Eco-Tourismus an?

Borneo ist vom Massentourismus verschont worden, unsere Nationalparks sind nicht überlaufen, wie man es in anderen Ländern manchmal kennt. Bedingt durch diesen eher geringen Tourismus hat Borneo seinen Charakter als Naturdestination bewahrt. Insbesondere in Verbindung mit der sensiblen Natur und den bedrohten Tierarten ist es geradezu eine Verpflichtung, Borneo als Eco-Tourismusdestination zu etablieren. Es muss dem Tourismussektor in Borneo bewusstwerden, dass Borneo eine Vorbildfunktion für Eco-Tourismus sein kann. Weltweit verstärkt sich die Nachfrage nach besonderen Naturerfahrungen, welche keinen negativen Einfluss auf die Destination haben und im Idealfall helfen, die natürliche Schönheit der Orte zu bewahren. Da Borneo eher ein Geheimtipp im Tourismus ist und die Natur weitgehend ungestört ist, hat Borneo noch immer die Chance ein Vorreiter im Eco-Tourismus zu werden.

Wo siehst du Verbesserungsmöglichkeiten in dem Schutz der seltenen Tiere?

Borneo, speziell Sarawak, hat in der Vergangenheit keine ausreichende Öffnung der bisher durchgeführten Artenschutzprogramme durchgeführt, es geschieht alles eher im Hintergrund und für Besucher nicht erkennbar. Das Schildkrötenschutzprogramm auf der Insel Talang Talang Besar war ein erster Schritt, Informationen über die wichtige Artenschutzarbeit vor Ort weiterzugeben – und es sollte mehr solcher Projekte geben. Was Besucher auf der Insel erleben hat bereits über viele Jahrzehnte stattgefunden, allerdings ohne Informationen nach außen. Es ist wichtig für Besucher zu erfahren, dass gute Artenschutzprojekte bereits stattfinden und erfolgreich sind, deshalb sollte ein beschränkter Zugang für einen besseren Einblick möglich gemacht werden. Budget ist immer ein großes Problem im Artenschutz und mit Programmen wie dem Schildkrötenschutzprogramm helfen Besucher automatisch, wenn auch in kleinen Schritten, mehr Budget bereitzustellen.

Wir haben nun auch ein Programm im Matang Wildlife Centre mit der Hilfe der NGO „Orang Utan Project“ etabliert, mit dem wir solche Projekte auch auf andere Tierarten ausweiten. Auch hier erhalten Gäste tiefe Einblicke in die tatsächliche Arbeit von Artenschützern vor Ort und unterstützen deren Arbeit finanziell.

Persönlich glaube ich, dass solche Projekte auf weitere Tierarten ausgeweitet werden sollten und dass internationale Tierschutzorganisationen eingebunden werden könnten. Eine solche Vorgehensweise würde der Tierwelt in Borneo einen großen Dienst erweisen, dabei helfen, negative Eindrücke zu unserer Destination zu relativieren und Borneo als eine wahre Eco-Tourismusdestination zu etablieren und hervorzuheben.

Orang Utans in freier Wildbahn zu begegnen ist selten – hattest du diese Chance bereits?

Ich hatte die Gelegenheiten, wilde Orang Utans am Kinabatanganfluss und in Danum Valley zu beobachten, dies sind die Gebiete, in denen man die besten Chancen hat, diese einmaligen Tiere relativ gut zu finden. Meine schönste Erfahrung war, ein Orang Utan Weibchen am Kinabatangan Fluss ca. 20 Minuten lang beim Nestbau zu beobachten. Eine wirklich unvergessliche Erfahrung!

Welche Tiere in Borneo findest du am faszinierendsten?

Natürlich ist Borneo für Orang Utans und Nasenaffen berühmt, ich selbst habe eine Faszination für unsere Salzwasserkrokodile, Schildkröten, Schlangen- und Vogelwelt entwickelt. Man kann sich eigentlich nicht entscheiden, welche Tiere einen persönlich am meisten faszinieren. Momentan vertiefe ich mich zum Beispiel in die Welt der Frösche Borneos – vielleicht ein weiterer Punkt auf meiner Liste. ;)

Frau wandert durch einen Wald in Borneo

Du arbeitest eng mit dem Matang Wildlife Centre zusammen. Warum? Was macht dieses Projekt für Dich so besonders?

Das Matang Wildlife Centre liegt mir persönlich sehr am Herzen. Bis vor einigen Jahren hatte ich, wie viele Besucher des Zentrums, einen negativen Eindruck, es war für mich eigentlich nur ein schlecht geführter Minizoo. Ich hatte glücklicherweise die Chance, mich mit dem Gründer der NGO „Orang Utan Project“, welche die Arbeit vor Ort zusammen mit der Sarawak Forestry Corporation durchführt, zu sprechen und Hintergrundinformationen zu erhalten.

Das Matang Wildlife Centre ist eine Auffangstation für befreite Tierarten Borneos, es ist tatsächlich nicht als Minizoo gedacht. Alle Tiere im Zentrum haben ihre Geschichte und auf einem Rundgang entlang der Käfige und Gehege mit Herrn Leo Biddle hatte ich die Möglichkeit, diese Geschichten zu hören und zu verstehen, um was es in diesem Zentrum tatsächlich geht. Einige Tiere sind bereits seit vielen Jahren in Gehegen, da sie bei der Befreiung bereits zu alt waren und nicht mehr an ein Leben in freier Wildbahn herangeführt werden können. Einige Gehege oder Käfige sind leer, obwohl ein Schild eine bestimmte Tierart ankündigt, diese Tiere konnten in die freie Wildbahn entlassen werden, also eine erfolgreiche Auswilderung. Es passiert im Matang Wildlife Centre alles im Hintergrund (ein klassisches Problem in Borneo) –Besucher erfahren schlicht und ergreifend nicht, um was es vor Ort wirklich geht und welch harte Arbeit von wirklich engagierten Tierschützern durchgeführt wird. Man erkennt auf den ersten Blick nur einen Zoo, kein Artenschutzzentrum. Zusammen mit Herrn Leo Biddle, seiner NGO und der Sarawak Forestry Corporation versuchen wir, diesem Eindruck entgegenzuwirken und hervorzuheben, dass Artenschutz ernstgenommen und auch erfolgreich durchgeführt wird. Dafür ist das Matang Wildlife Centre ein wichtiges Pilotprojekt. Mit Hilfe der Gäste, die über uns dieses Zentrum während eines 3-tägigen Besuches besser kennengelernt und während ihrer Mitarbeit einen sehr tiefen Einblick in die harte Arbeit des Tierschutzes erhalten haben, konnten wir zudem mehr als RM 100,000.00 als finanzielle Unterstützung aufbringen. Dieser Erfolg kann einen Weg für weitere, ähnliche Projekte ebnen und somit dabei helfen, unsere bedrohten Tierarten besser zu schützen. 

Welche Jahreszeit empfiehlst du für eine Reise nach Borneo?

Gute Reisezeiten beginnen mit dem Ende der Regenzeit etwa Anfang März und gehen bis zum Beginn des Monsuns etwa Anfang November. Wenn man die Hauptsaison vermeiden möchte, also Borneo in Monaten mit wenigen Besuchern kennenlernen möchte, sind die Monate Mai und Juni zu empfehlen.

Was gehört für dich in jeden Koffer eines Reisenden, der nach Borneo fliegt?

In jedem Fall eine gute Fotoausrüstung, es werden auch Objektive benötigt, um Tiere aus größerer Entfernung zu fotografieren. Ein gutes Fernglas, am besten 8x42. Eine handliche starke Taschenlampe für mögliche Nachtpirschen. Eine wasserdichte Tasche für die elektronische Ausrüstung und wichtige Unterlagen. Es gibt sehr gute Bücher von Susan Myers oder auch Qüntin & Karen Phillipps zu den Vögeln Borneos. Ein kleiner Rucksack für Wanderungen und natürlich gute Wanderschuhe.

Für wen eignet sich eine Reise nach Borneo?

Borneo ist ein Paradies für Naturenthusiasten, aber es ist auch ideal für Familien und ältere Gäste, da viele Tierarten während leichter Wanderungen oder Bootstouren beobachtet werden können. Wichtig ist, dass man Begeisterung beim Erforschen unserer Tierwelt mitbringt.

Was zeichnet die Küche Borneos aus?

Die Küche setzt sich aus den typischen Gerichten vieler Kulturen zusammen. Von den typischen malaiischen Gerichten über indische & chinesische Spezialitäten bis hin zu den manchmal etwas abenteuerlicheren Gerichten der einheimischen Stämme hat man Gelegenheit, eine Vielzahl neuer Gaumenfreuden zu entdecken.

Was ist für dich typisch Borneo?

Auf Sarawak bezogen (da ich hier lebe): Das freundliche und warme Zusammenleben der verschiedenen Kulturen, wie ich es sonst noch fast Nirgends entdecken konnte. Während der vielen Feiertage, die es hier gibt (alle Feiertage der verschiedenen ethnischen Gruppen werden gemeinsam gefeiert) treffen sich Christen, Muslime, Buddhisten, Hindus, Animisten etc. und feiern gemeinsam. Auch in Schulen ist diese gesunde Mischung festzustellen, so gibt es viele muslimische Kinder, die katholische Schulen besuchen und noch bunter gemischt ist es in chinesischen Schulen, in denen praktisch alle ethnischen Gruppierungen vertreten sind. Man spürt praktisch keine Probleme zwischen den Kulturen.

Sie sind neugierig geworden?

Während unserer Kleingruppenreise „Sinfonie der Grüntöne“ besuchen Sie unter anderem zwei Orang-Utan-Rehabilitationszentren, beobachten Irrawaddy Delfine bei den Satang-Inseln, gehen auf Nachtpirsch im Mulu-Nationalpark und halten am Kinabatangan-Fluss vom Boot aus Ausschau nach seltenen Tieren: 

Das Schildkrötenschutzprojekt Talang-Talang Besar können Sie im Rahmen eines viertägigen Ausfluges von Kuching aus besuchen

Während eines 14-tägigen Eco-Volunteer-Aufenthaltes im Matang Wildlife Centre können Sie aktiv mithelfen und bekommen einen umfassenden Einblick in die Arbeit von Leo Biddle und seinem Team:

Sie reisen lieber individuell und ganz auf Ihre Wünsche und Interessen zugeschnitten? Lassen Sie sich inspirieren von unseren Reisevorschlägen und sprechen Sie uns an!


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