Die Folgen des Overtourisms
Dicht an dicht drängen sich Hunderte Menschen durch die Gassen der faszinierenden Altstadt von Amsterdam. Kein Wunder, denn die schönen Grachten, die sich an den schmalen Häusern vorbeischlängeln, bieten ein malerisches Bild. Doch wie romantisch ist es, wenn man ständig darauf achten muss, niemand anderem in die Hacken zu laufen? Wenn alle Tische in den Cafés besetzt sind und der persönliche Touch in der Bewirtung verloren geht, weil alles auf die Abfertigung von Massen ausgelegt ist? Bereits aus der Sicht eines Reisenden klingt dies nicht gerade nach einem positiven Erlebnis.
Doch stellen Sie sich einmal vor, genau dort zu leben, wo Touristen sich in Massen durch die Gassen drängen. Da kann man doch nachvollziehen, dass viele Einwohner verärgert sind und auf die Barrikaden gehen. In vielen europäischen Städten wird daher mittlerweile aktiv gegen Overtourism vorgegangen – sei es durch das Einstellen der Vermarktung als Reiseziel oder sogar den Abtransport von Attraktionen (wie z.B. die berühmten „I amsterdam“-Buchstaben vor dem Rijksmuseum in Amsterdam). Doch wie kam es zu diesem Ausmaß des Massentourismus und wie können wir persönlich dagegen vorgehen?
Overtourism: Auslösende Faktoren und Folgen
Kreuzfahrten
Zehn Länder in sieben Tagen sehen – klingt zwar etwas stressig, jedoch auch ein wenig verlockend, wenn man bedenkt, wie hektisch der Alltag vieler Menschen heutzutage ist. Als All-inclusive-Entspannung mit spannenden Sehenswürdigkeiten an Land und kostenlosen Mahlzeiten und Getränken auf dem Schiff würden viele Touristen diese Art des Reisens sicherlich beschreiben. Dass aufgrund dieses Overtourisms allerdings die lokale Hotel- und Gastwirtschaft massiv leidet, bleibt dabei leider auf der Strecke. Zudem darf man nicht außer Acht lassen, dass die Besucher ihren Müll mitbringen und diesen irgendwo lassen müssen. Eine ordnungsgemäße Entsorgung ist leider nicht bei allen die Regel. Viel zu oft landet Verpackungsmüll auf den Straßen, in der Natur oder in Flüssen und Seen. Vermutlich das extremste Beispiel für die Folgen von Overtourism aufgrund von Kreuzfahrtschiffen ist Venedig. Dort liefen bis vor Kurzem täglich noch zahlreiche Riesenkreuzfahrtschiffe in die Lagune ein, sodass sogar die Fundamente der historischen Gebäude gefährdet waren. Glücklicherweise hat dies aufgrund eines Verbots, das im Sommer 2021 von der Stadt verabschiedet wurde, nun ein Ende.
Billigflüge
Mal eben über das Wochenende nach London fliegen und nur 25 Euro für Hin- und Rückflug zahlen? Klingt ebenfalls nach einem wirklich guten Angebot. Dafür, dass dadurch allerdings Touristenattraktionen immer überlaufener werden und zum Teil die Infrastruktur massiv überlastet wird, interessieren sich unglücklicherweise die wenigsten. Der Anstieg der Nachfrage nach bezahlbaren Unterkünften verändert außerdem den Wohnungsmarkt vor Ort. Durch Anbieter wie beispielsweise Airbnb vermieten Einheimische ihren eigenen Wohnraum, was häufig auch zu einem Anstieg der Wohnungsmiete führt.
Filmtourismus
Für viele Film- und Serienfans der absolute Traum: Einmal durch Königsmund, die Hauptstadt aus Game of Thrones laufen und das Gefühl aus der Fantasy-Serie aufsaugen. Dies ist in der mittelalterlichen Stadt Dubrovnik am südlichen Zipfel von Kroatien möglich. Aufgrund der Popularität der Serie des amerikanischen Senders HBO ist dies allerdings der Wunsch immens vieler Touristen. Dass die Stadt, deren Einwohnerzahl gerade einmal 42.000 beträgt, plötzlich mehr als eine Million Touristen im Jahr beherbergen muss, hat vor dem Dreh wohl keiner bedacht. Zudem fühlen sich die Einwohner des historischen Städtchens stark in ihrer Privatsphäre gestört.
Overtourism: Wie kann man ihn vermeiden?
Verantwortungsvoller Tourismus oder auch sanfter Tourismus, der das Gegenteil zum Overtourism darstellt, sollte immer darauf bedacht sein, die ökologischen und sozialen Verhältnisse in den Zielregionen zu verbessern und nicht zu zerstören. Der Vorsatz, als verantwortungsvoller Tourist zu verreisen, kann allerdings sehr schnell von der schieren Menge anderer Touristen zunichtegemacht werden. In diesen Situationen ist es wichtig, wenigstens zu versuchen, die negativen Auswirkungen seines eigenen Verhaltens zu reduzieren und die positiven zu steigern. Wenn man also z.B. wirklich die Sagrada Familia in Barcelona besichtigen möchte, kann man dies wenigstens außerhalb der Hochsaison tun, um die regionale Infrastruktur und die Einheimischen nicht zu überlasten. Zudem ist es wichtig, dass das Geld, das man als Reisender ausgibt, auch wirklich in der lokalen Wirtschaft ankommt. Suchen Sie sich daher lieber privat geführte Unterkünfte und Gaststätten anstatt internationaler Ketten. Verantwortungsvoll zu verreisen, hilft nicht nur dabei, Overtourism zu vermeiden, Sie haben auch etwas davon: Sie kommen in Kontakt mit Einheimischen, deren Kultur und Bräuchen – authentische Oooh & Aaah-Erlebnisse also.
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