Reisen mit Sinnen
05.11.2016

Cinque Terre: Harmonie, Kultur, Geschmack

 

Bunte Häuser an einer Küste in Italien

Almuth Orth-Wilke, 05.11.2016

Unsere Reiseteilnehmerin Almuth Orth-Wilke berichtet von ihren Erlebnissen auf der Wander-und Genussreise am schönsten Küstenstreifen der Riviera.

"Diese Reise habe ich mit ziemlichen Ängsten und Bauchschmerzen angetreten, denn in meiner Spontaneität habe ich in der Ausschreibung nur das Wort „kulinarisch“ gelesen und leider dann erst das Kleingedruckte entdeckt, nämlich dass Schwindelfreiheit und Trittsicherheit Voraussetzung sind…. Oh je! Beides ist bei mir nicht sehr ausgeprägt. Zu spät; da hatte ich bereits fest gebucht. In meiner Not rief ich ziemlich kleinlaut bei Gabriele Brand von REISEN MIT SINNEN an, die mich und meine Bedenken sehr ernst nahm und mir den guten Rat gab, ausziehbare Wanderstöcke zuzulegen. Ohne diese und ohne meine knöchelhohen Wanderschuhe hätte ich die Wegstrecken nie geschafft. Die Pfade sind zum Teil recht schmal und steil, sowohl im Auf- als auch im Abstieg. Manchmal muss man richtig große Schritte über hohe Steine machen, um vorwärts zukommen. Ich habe aber auch gemerkt, dass schon der zweite Tag viel besser lief, weil ich schnell gelernt habe, wohin ich den Fuß setzen musste. Außerdem waren wir eine ganz wunderbare, hilfsbereite Gruppe, und immer, wenn es besonders schwierig war (oder für mich so aussah), wartete schon eine helfende Hand auf mich, um mir Halt zu geben. Ganz schnell sind wir zusammengewachsen, haben viel gelacht und so manche Situation mit viel Humor und Selbstironie gemeistert.

Aber der Reihe nach: Nicht nur unsere Gruppe, die aus 10 Personen bestand, verdient ein großes Lob, sondern zu allererst mal unsere Reiseleitung, Inge Thorwart. Unglaublich, was diese Frau alles weiß; sei es in der Botanik, im Weinbau, in der Geschichte oder der Kultur  des Landes. Daneben hat sie ein feines Gespür für die Bedürfnisse, der Reiseteilnehmer, geht individuell damit um, fragt immer, wie es uns geht und ist sehr flexibel im Umgestalten einer Route, wenn die Wettervoraussetzungen nicht gegeben sind. In ihrer sympathischen Art möchte man sie eigentlich als neu gewonnene Freundin im Gepäck mit nach Hause nehmen…

Wanderer laufen über einen Wanderweg in Cinque Terre mit Blick auf das meer

Viel Lob gebührt aber auch unserer Unterkunft in Moneglia und den wunderbaren Menschen, die das Hotel Villa Argentina führen. Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft sprachen uns alle mit unserem Vornamen an. Ich kann meine Überraschung gar nicht schildern, als ich meine Vorspeise mit einem freundlichen „Prego, Signora Almuth!“ vorgesetzt bekam. Auch Francesco, der Chef des Hauses konnte meinen Zimmerschlüssel und später Wasser- und Weinflasche schon am ersten Tag meinem Gesicht und Namen zuordnen. So etwa habe ich wirklich noch nie erlebt.

Und das Essen war vorzüglich. Jeden Abend standen andere Köstlichkeiten aus Gemüse, Salaten, Käse oder Fisch auf dem Vorspeisenbüffet, danach konnten wir täglich aus fünf Pasta oder Risottogerichten, drei Hauptspeisen und drei Nachspeisen auswählen. Und manchmal kam Francesco noch mit einer großen Platte oder Schüssel aus der Küche und bot einen Nachschlag an.

(Der letzte Abend übertraf mit seinem Slow Food Dinner aber alles. Da standen die edelsten Salami- Speck und Käsesorten auf dem Tisch, neben Fischklößchen und einem landestypischen Tomaten- Selleriesalat. Danach waren wir eigentlich alle schon satt, aber dann gab es noch edle Pastagerichte, zum Teil mit 9 Jahre altem Käse, Fisch und Fleisch und natürlich wieder ganz außergewöhnliche Desserts).

Auch die Verpflegung über Tag war prima. Zweimal holten wir in kleinen Bäckereien unsere Lunchpakete ab, die verschiedene Arten von Focaccia und etwas Süßes enthielten. Die Spaghetti Pesto Genovese, die im Dorf Volastra  auf uns warteten, waren ebenso köstlich, wie die gebratenen Sardellen. Auch im Dorf Montaretto wurden wir mit frittiertem Gemüse im Bierteig, Käse und Speck sowie einem frischen grünen Salat mit Tomaten und Mais verwöhnt.

Ganz erwähnenswert war auch unser Besuch bei Walter de Batté, einem der meistgefragten Winzer von ganz Italien. Er hat sich ganz frei gemacht von der üblichen Bürokratie rund um den Weinbau und arbeitet seit Jahren so wie er es für richtig hält. Dass in dieser Gegend auch ein hervorragender Rotwein wachsen kann, der nach Meer, Rosmarin und Pinienwäldern schmeckt, hat er (uns) eindrücklich bewiesen. Ihm zuzuhören und trotz der Sprachbarriere etwas zu spüren von der Liebe und Hingabe, die er in seinen Wein steckt, allein das ist schon die Reise wert.

Pärchen blickt von einem Hügel aus auf das Meer, das Dorf und eine kleine Vorinsel
Mann auf einer Erntemaschine in einem Weinfeld

Insgesamt war alles gut organisiert und die Wanderziele waren wirklich sehens- und erlebenswert. Dass die angegebenen Zeiten für die einzelnen Wanderungen immer sehr viel länger waren als angegeben, lag sicher teilweise auch an so langsamen und vorsichtigen Teilnehmern wie mir…

Die Cinque Terre  und die umliegende Landschaft, das Meer, die Pflanzenwelt, das gute Essen und nicht zuletzt die Menschen dort sind wunderbar und mit ZEIT Reisen und REISEN MIT SINNEN kann man alles auf sehr sympathische Art kennen lernen. Also, nix wie anmelden, aber vorher das Kleingedruckte lesen! Trittsicher und schwindelfrei muss man tatsächlich sein, Wanderstöcke sind sehr empfehlenswert, und hilfsbereite und umsichtige Mitreisende um sich zu haben ist ein zusätzliches Geschenk."


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